Wenn man gute Freunde nicht so oft sieht, neigt man ja dazu, ab und an verrückte Pläne zu schmieden, was man alles machen kann, um etwas Zeit miteinander zu verbringen. So kamen Freunde aus der Heimat einigermaßen kurzfristig (Mai) auf die Idee zum A Summer’s Tale Festival zu fahren. Noch kurzfristiger (Juli) hatten wir uns dann um Tickets gekümmert und die Freunde teilten mit, dass sie mit einem Wohnmobil fahren würden. Da wir – alleine schon der Kinder wegen – gerne in der Nähe übernachtet hätten, mussten wir uns nochmal kurzfristiger (Ende Juli) um einen Fahrbaren Untersatz kümmern. Es folgte langes Suchen auf verschiedenen Plattformen. Konnte ja keiner ahnen, dass Wohnmobile im Sommer öfter genutzt werden. Paul Camper hatte nur noch einen VW-Bus mit 350.000 gelaufenen Kilometern anzubieten. Und da ich mich mit Grauen an die Ich-bin-in-irgendeinem-Schurkenstaat-mit-meinem-VW-Bus-liegen-geblieben-Geschichten meines Bruders erinnerte, kam der irgendwie nicht in Frage. Die letzte Chance war dann die Vermieteugsplattform Roadsurfer, wo wir tatsächlich auch den letzten in unserer Gegend verfügbaren Bus finden konnten: einen Mercedes Marco Polo. Genau, wenn schon, dann auch gleich die Luxus Variante. Damit sich das Ganze auch lohnt, hatten wir beschlossen sowohl vorher als auch nachher einen Tag auf einem Campingplatz dranzuhängen. Auch hier recht kurzfristig geplant aber es sind ja Ferien. Tag 1: Campingplatz Lippetal in Hamm-Uentrop. Wunderschön idyllisch gelegen zwischen A2, Kamener Kreuz und riesigen Industrie-Schornsteinen. Aber es ging ja um eine Probe-Nacht mit dem Camper und darum nicht allzu weit zu fahren. Letzteres ging nicht ganz auf, hatte ich doch die für das Festival benötigte Wohnmobil-Plakette vergessen, was mir hinter Wuppertal auffiel. Wir waren also recht spät auf unserem ersten Campingplatz. Die Kinder entsprechend müde, hungrig, gaga. Und natürlich wahnsinnig neugierig auf das Fahrzeug und seine Funktionen. Vor lauter Aufregung hatte Kind 1 im Vorfeld schon jedes Tutorial-Video gesehen und gab entsprechend klugscheißerische Anweisungen, was ich wie als nächstes zu erledigen habe. Die Aufteilung hatte er ebenfalls schon beschlossen: K2 und Mama unten, er und ich oben. Nach zähem ersten Umbau lagen die Kinder im Bett und wir konnten zumindest kurz durchatmen. Die Liegefläche unten stellte ich allerdings für die Frau als wenig bequem heraus, noch dazu hatte Kind 2 nicht gerade den längsten Schlaf seines Lebens. Nur durch gutes Zureden konnten wir unseren Roadtrip zum Festival fortsetzen. 300 harte Kilometer mit unzähligen runter geworfenen, mühsam wieder aufgehobenen Spielzeugen und einem ordentlichen Stau (2,5 Stunden für die letzten 89km) dann endlich: A Summer’s Tale Festival für die nächsten 3 Tage. Schon der Wohnmobil-Parkplatz erwies sich – zwar staubig – als recht entspannt und die beiden Kurzen konnten sich recht schnell dreckig machen akklimatisieren. Da unsere Freunde bereits da waren, hatten wir auch etwas mehr Zeit für den Camper-Umbau und konnten dann einen ersten Blick auf das Festival werfen: ein unglaublich weitläufiges, liebevoll gestaltetes Gelände mit mehreren Bühnen, für die Kinder eine Zwergstadt mit Lego und anderen Aktivitäten sowie Konifex-Holzspielzeuge auf einer etwas abgelegneren Wiese. Dazu neben Bands ein tolles Programm: Lesungen, Workshops undundund… Kettcar als erster Act für uns war auch eine prima Einstimmung. Allerdings packte die jüngeren Herren danach zuerst der Hunger (PAPA, POMMEEEEEEES! Okay, die waren aber auch gut) und danach die Müdigkeit. Mehr war an Tag eins nicht drin, also zurück zum Camping. Mit unserem für kleines Geld erstandenen neuen Buggy (der sich leider auch genauso fuhr). „Schnell“ Kinder ins Bett werfen, Maximo Park standen fest im Terminplan. Enno Bunger, Deniz Jaspersen und Suede eigentlich auch aber man kann ja nicht alles haben. Ich habe dann die Überwachung übernommen und schmerzhaft bzw schnell erkaltend festgestellt, dass es ganz schön blöd ist, wenn man sich bei zwei schlafenden Kinder nicht vorher wärmere Klamotten aus dem Bus holt. Außerdem war ich sehr erstaunt, wie oft ein Kind nach 21 Uhr noch kacken gehen muss. Am zweiten Tag hätte ich gerne ClickClickDecker gesehen, musste mich aber dem Hunger der Kinder geschlagen geben. Allerdings durfte ich mir später etwas Freizeit gönnen und Faber, die 11Freunde-Lesung (ich kam pünktlich zu „die kuriosesten Fußball-Verletzungen“) und die Goldenen Zitronen (ohne „für immer Punk“) reintun. Apropos reintun: das hauseigene Festival-Bier „Summer Ale“ fand ich richtig gut. Einen eigenen Festival-Wein gab es auch, vor lauter Summer-Ale habe ich den aber nicht probiert. Will sagen: so ein bisschen Festival-Life wie „früher“ konnte man dann – trotz Kindern – noch mitnehmen. Auch auf dem Campingplatz, hüstel. Line-Up-seitig das absolute Highlight war Michael Kiwanuka am Sonntag. Der Sound des britischen Soulmusikers fängt die Stimmung auf dem Festival eigentlich hervorragend ein. Die letzte Runde Freiheit war dann den beiden Damen am Abend vergönnt. Ich war schon auf einigen Festivals und habe selten eine so entspannte Atmosphäre erlebt. Von den (ohnehin wenigen) Securities über das Personal an den Ständen: alle waren wirklich bemüht, den Besuchern eine gute Zeit zu verschaffen. Und umgekehrt: es lag auch niemand völlig volltrunken irgendwo rum oder hat gepöbelt. Also auch beim Publikum eine gute Mischung. Richtig gut war auch das wirklich gut ausgewählte kulinarische Angebot. Statt Pizza Mario und Festival-Fraß von der Stange, Dinge wie (frisch gemachter!) Kartoffelstampf, Lüneburger Handbrot, Quark-Eis. Erwähnen darf man auch mal den Nachhaltigen Ansatz mit Food-Sharing oder Goldeimer „Umwelt-Toiletten“ (Zitat Kind 1). Anfänglich hatten wir ein wenig Bedenken, ob die Kinder nicht doch etwas zu klein für ein Festival sind und/oder sich langweilen, was sich dann wiederum auf unsere Stimmung niederschlagen würde. Von wegen: auf dem Campingplatz haben sich die vier Kurzen jeden morgen komplett eingesaut und hatten dabei einen Riesenspaß. Auf dem Gelände ebenfalls. Also eingesaut. Die Fläche vor der Bühne war  sandig und bot offenbar genug Unterhaltung mit einem leeren Becher. Dahingeschmolzen bin ich als Kind 1 sagte, er möchte nicht ins Lego-Zelt sondern lieber mit mir Musik gucken. Mit seinen „Ohrenbeschützern“ (die zumindest größtenteils auch auf dem Kopf blieben) auch kein Problem. Man muss sich allerdings auch damit arrangieren, dass man seine eigenen Wünsche ein wenig denen der Kinder unterordnen sollte. Und danach ist eine wirklich massive Grundreinigung aller Beteiligten fällig. Wir haben den Roadtrip dann mit einer Nacht am Steinhuder Meer auf einem richtig schönen Campingplatz ausklingen lassen. In der Nähe gab es – Oh Mein Gott – auch noch einen Dino-Park. Wenn ich ein Festival empfehlen müsste, auf das man mit Kindern bedenkenlos fahren kann, dann dieses. Sein Festival-Bändchen möchte er jetzt für immer anbehalten, sagt er. Und er möchte nächstes Jahr wieder hin. Hach. Wer wissen möchte, wie das in diesem Jahr so geklungen hat, kann hier mal rein hören: