Camping ist zur Zeit ja total im Kommen. Da sich aber offenbar viele nicht mehr das gute, alte Zelt vorstellen können, ist das Ding der Dinge Camping mit Wohnmobil, Camper, Bulli. Kein Wunder, klingt das doch zumindest schon mal luxuriöser oder zumindest bequemer als im Zelt zu schlafen. Also haben wir das auch mal ausprobiert. Mit den Kindern. Wir wollten zum A Summer’s Tale Festival fahren und sowohl vorher als auch nachher einen Tag bzw Nacht auf (irgendeinem) Campingplatz dranhängen. Ein Kurzurlaub also, um in Erfahrung zu bringen, ob das wirklich eine Art Urlaub ist, die uns Spaß macht. Natürlich sind wir die Planungen mit der uns leider zu oft eigenen Kurzfristgkeit angegangen. Und tata: gar nicht so einfach Ende Juli einen Camper zu finden, wenn man Anfang Juli beginnt zu suchen. Wo Trend, da auch großes Angebot, weshalb wir alle Plattformen von CamperDays (nix) bis PaulCamper (nur noch ein schimmliger Bulli mit 350.000 gelaufenen Kilometern) abgegrast hatten. Sogar eine klitzekleine Wohnmobilvermietung im Westerwald habe ich angefragt. Die schreiben mir heute noch Emails, was denn gerade frei wäre. Fündig geworden sind wir bei Roadsurfer. Die im übrigen einen super Service anbieten, die Autos sind voll ausgestattet und man wird mit allerlei Dingen (Packlisten, Videos etc) auf die Reise vorbereitet. Auf den letzten Drücker konnten wir dort ein „Travel Home“ – einen Mercedes Benz Marco Polo – schießen.
Mercedes Benz Marco Polo Roadsurfer Travel Home
Unser Travel Home
Wie das bei der Marke mit dem Stern so ist, geht das Fahrzeug ein bisschen über die Bulli-Romantik hinaus: Design geht hier vor Funktion. Und ganz günstig war er mit 809 Euro auch nicht. Aber gut: her damit! Wir wollen doch einen Abenteuer-Urlaub machen! Zuallerallererst: den Nachwuchs wuschig machen. Dazu waren die Tutorial-Videos auf der Roadsurfer-Webiste bestens geeignet. Kind 1 hatte also ca eine Woche vor Reise-Start bereits jede Funktion des Fahrzeugs im Kopf. Genauso wie die Verteilung: er und Papa oben („ich will nochmal das Video sehen, wo das Dach aufgeht“), Kind 2 und Mama unten. Das führte aber dazu, dass Kind 1 auch bei jeder Gelegenheit neunmalklug erklärte, was ich denn jetzt wie zu machen habe. Glücklicherweise kommt der Camper dann auch gleich mit Kochbox (Teller, Besteck, Spülschüssel etc) und Tischen und Stühlen), Stromkabel (ich hatte mir vorsichtshalber trotzdem eins geliehen) und so. Abenteuerlich auch schon die Abholung in der Roadsurfer-Station Köln/Düsseldorf. Lies: Dormagen. Dort möchte man – der Eindruck bildete sich nach einem Spaziergang von Bahnhof zum Ziel – auch nicht tot überm Zaun hängen. Muss ja auch nicht: nach kurzer Einweisung des Personals – „Ähm, ich glaube, das geht so, ich mache das auch zum ersten Mal“ – konnte ich den Boliden auch schon mitnehmen und zurück nach Köln gondeln. Nächster, deutlich komplizierterer Punkt: packen. Wobei das am Ende doch einfacher war als gedacht: Die großen Teile wie Koffer hinter die Rücksitzbank, kleinere Sachen und Lebensmittel in die üppig vorhandenen Schränke. Easy. (dachte ich zumindest zu diesem Zeitpunkt). Kindersitze befestigen, Kinder auch, Abfahrt! Wir wollten nicht allzu weit fahren und hatten uns deshalb für einen Campingplatz im Lippetal entschieden. Leider hatte ich aber die Wohnmobil-Plakette für das Festival vergessen, was mir hinter Wuppertal einfiel, und aus 120 wurden knapp 300 Kilometer und aus 18 Uhr wurden 20 Uhr am Campingplatz. Und wie läuft das jetzt da? Immerhin hatten wir ja reserviert. Die sehr netten Inhaber des Campingplatzes Uentrop haben es uns allerdings leicht gemacht: „suchen Sie sich einfach einen Platz aus“. Und Brötchen für den nächsten Morgen konnten wir auch noch vorbestellen. Praktisch. Der Campingplatz selbst lag übrigens sehr idyllisch: zwischen A2 und einem AKW, was die Website allerdings nicht erahnen lässt. „Ich hab mich immer gefragt, welche Irren da campen“, sagte ein Kollege als ich davon erzählte. Okay, war ja nur für einen Nacht und es ist niemandem eine fünfte Extremität gewachsen. An unserem gewählten Platz dann erstmal ganz feierlich das erste Mal das Dach geöffnet.
Mercedes Benz Marco Polo Roadsurfer Travel Home
Wer hat das Licht im Schlafzimmer angelassen?
Das hat noch ganz gut geklappt. Ein paar Teenies neben uns haben uns wohl für erfahrene Camper (sicher wegen dem Auto) gehalten: „haben sie vielleicht einen Dosenöffner?“ Hatten wir tatsächlich, ohne eine einzige Dose eingepackt zu haben. Apropos: Essen mussten wir ja auch. Erstes Camping-Menü: Brot mit Fleischwurst, das die Kinder mangels zwei weiterer Stühle im Kindersitz gegessen haben. Dann der restliche Umbau: Sitzfläche zum Bett verwandeln. Und recht schnell stellte sich heraus, dass auch ein so großes Fahrzeug schnell an die Grenze seines Stauraumes kommt. Zumindest für uns. Für die Kindersitze war kein Platz mehr, die haben also (zum Glück mit Plane abgedeckt) draußen geschlafen. und vermutlich besser als Team unten: Kind 2 hatte sich mit Sekundenschlaf begnügt und Frau unbequem gelegen, was zu entsprechend mieser Grundstimmung am zweiten Tag. Nur viel gutes Zureden half Gedanken über ein frühes Ende der Reise zu verdrängen. Und natürlich Kaffee. Viel.
Mercedes Benz Marco Polo Roadsurfer Travel Home Innenraum
KAAAAAAFFEEEEEEE!
Außerdem vermutlich auch die Aussicht auf 3 Tage Festival mit Freunden und deren Kinder. Das war auch richtig super und wir haben sogar alle einigermaßen geschlafen. Aber dazu hier mehr. Für die letzte Nacht im Camper hatten wir das Steinhuder Meer ausgewählt und vorsichtshalber schon einen Campingplatz angerufen, um zu reservieren. Durfte man da aber nicht, wir sollten doch bitte einfach vorbei kommen und dann schauen, ob was frei ist. Nagutäh. Verrückterweise gibt es am Steinhuder Meer einen riesigen Dino-Park, an dem dann auch kein Weg mehr vorbei ging. Die Suche nach einem Campingplatz wurde also auf danach verschoben. Google Maps spuckt tatsächlich einige mögliche Plätze in der Umgebung um das Steinhuder Meer aus.
Campingplätze Steinhuder Meer
Campinplätze am Steinhuder Meer
Und „Wohnmobilstellplatz Steinhuder Meer“ klang doch gut, war nicht weit weg und überhaupt. Angekommen musste ich mich erstmal mit der Bezahlung am Automaten vertraut machen. 12 Euro waren dann wirklich nicht viel. Während die Frau die Waschräume suchte, fing ich an, das Travel Home auszuladen. Bis Kind 1 die drei magischen Worte sagte: „ich.muss.kacka“. Wäre ja kein Problem, wenn wir Amateure gewusst hätten, dass STELL- nicht gleich CAMPING-Platz bedeutet. Will meinen: keine Toiletten, keine Waschräume, kein Personal (außer dem Automaten). Hätte uns vielleicht auch auffallen können, dass alle anderen (5) Fahrzeuge voll ausgebaute Wohnmobile (ist übrigens auch nicht gleich Camper) waren. Hmja. Long Story short: Junior hat in den Wald und wir 12 Euro in den Wind geschissen. Schnell weg, den nächsten Campingplatz ansteuern. Der lag dann tatsächlich recht idyllisch direkt am Steinhuder Meer mit Blick auf die Boote.
Mercedes Benz Marco Polo Roadsurfer Travel Home
Beste Lage!
Die bayerischen Bierspezialitäten waren leider aus.
Mercedes Benz Marco Polo Roadsurfer Travel Home
Auf jeden Fall wars gemütlich.
Und wir haben sogar Plat 1 bekommen. Jawoll. Der war aber direkt neben dem Restaurant der Platzbesitzer. Getönte Scheiben sind was tolles. Während den Vorbereitungen – Kindersitze raus, Sitzbank zurück, Tisch ausklappen, Nudeln zum kochen suchen…) fing es so dermaßen an zu schütten, dass alles ums Auto herum (auch die Kindersitze) unter Wasser stand. Außerdem fühle ich mich etwas mulmig dabei, komplett nass den Strom anzuschließen. Also umgeplant: wir gehen ins Restaurant, scheiß auf Essen im Camper. Und vorher waren sogar alle noch richtig duschen. Die letzte Nacht im Camper hatte dann allerdings auch seine Tücken. Gegen 4 bin ich aufgewacht, weil ich in etwas Nasses gefasst habe. Es war Kind 1 Hose. Und Unterhose. Und Bettbezug. Und Spannbettuch. Was ich allesamt aus- bzw abgezogen habe, ohne dass er etwas davon bemerkt hat. Ich würde auch gern so tief schlafen können. 2 Stunden später bin ich wieder aufgewacht. Grund diesmal: infernalischer Gestank von unten. Kind 2 hatte offenbar nochmal alles rausgeholt und sich komplett inklusive Schlafsack braun eingefärbt. Ich habe 15 Minuten das Kind geduscht, 15 Minuten die Klamotten und 15 Minuten die Dusche selbst. Mjam. Mit dem Muff in der Nase sind wir dann weiter nach Hause gefahren. Ein Blick in die Checkliste zur Rückgabe: „der Bus soll gefegt und gewischt und einfach sauber zurückgegeben werden“. Gut, dass sich alle (keiner) an die Regel „Schuhe aus im Bus“ gehalten haben. Frau und ich haben gefühlte 2 Stunden den Bus gesäubert. Und mit Febreeze eingenebelt. Und dann erst unsere Koffer wieder aufgemacht. Es mag auch am Festival liegen aber restlos alles musste in die Wäsche. Als Fazit: Camping mit Kindern in diesem Alter (4 und 2) ist schon eine ordentliche Herausforderung. Aber: Kind 1 fand es richtig klasse und würde das jederzeit genau so wiederholen. ich auch. Aber wir hatten ja auch den offenbar bequemeren Schlafplatz. Die Frau hatte etwas Anlaufschwierigkeiten, war dann aber auch begeistert. Kind 2 wars irgendwie egal. Hauptsache es gibt genug zu essen. Man muss aber auch sagen, dass diese ganze Umbauerei schon manchmal nervt – außer dem Dach, das ist jedes Mal toll. Fand nicht nur ich:
Mercedes Benz Marco Polo Roadsurfer Travel Home Verdeck
Papa, siehst du mich?
Mercedes Benz Marco Polo Roadsurfer Travel Home oben
Oben wie unten: gemütlich.
Vor allem mit Kindern und bei Regen. Und dass es zu viert vielleicht doch ein bisschen eng ist. Aber vielleicht hatten wir auch zu viel mit genommen, eigentlich soll man da ja etwas spartanischer sein. Jedenfalls hat diese Art Urlaub zu machen uns so gefallen, dass wir seitdem diskutieren, wie, also mit welchem Fahrzeug, wir das nochmal machen und meine Frau schickt mir seitdem ständig Angebote von Wohnwagen. Ich würde sagen, wir sind angefixt.