Lange habe ich überlegt, ob ich etwas zum aktuell durch (mindestens) die Elternblogs geisternden Thema „CoronaEltern“ schreiben soll. Bisher scheiterte es daran, dass ich nicht den Eindruck hatte, dazu etwas signifikantes beitragen zu können. Zumindest nichts, was es schon gab.Und, ob ich das dann im etwas bissigen „Talking Dad„-Stil mache.  Warum jetzt dann doch? Vielleicht weil ich auch langsam auf der vorletzten Rille laufe und weil ich gerne das Gefühl hätte, dass sich langsam etwas ändert. Oder man zumindest auch mal gehört wird. Oder weil ich mit Kollegen und Freunden darüber spreche und wir der Meinung waren, dass wir alle viel zu ruhig sind und es nicht reicht, Petitionen zu unterschreiben. Aber dafür muss man ja auch etwas sagen. Also. 

Seit Beginn der Corona-Maßnahmen befinde ich mich im Home-Office, die Kindergärten haben zu und meine Frau geht an 3 Tagen systemrelevant arbeiten. Ich bin also an diesen Tagen – mindestens vormittags – Hausmann, Kindergärtner für einen Vier- und einen Zweijährigen und Angestellter in einer Agentur. Wo wir uns natürlich auch unsere Gedanken um den Umgang mit der aktuellen Lage machen. An guten Tagen habe ich das Gefühl, dass mir das alles einfach von der Hand geht: ich bespaße, befüttere, betreue die Kinder, wasche Wäsche, koche, halte die Bude (einigermaßen) in Ordnung, versuche Neukunden für unsere Konzept-Ideen zu finden oder arbeite an eben solchen Ideen mit. Und versuche dabei noch die eine oder andere kleine Insel für mich zu finden: ich mache Yoga, ich gehe joggen, ich zoomiere mit Freunden auf ein (okay, mehr) Bier. Kurz: ich fühle mich top organisiert. 

Und an diesen Tagen fällt mir auf, dass das auch alles Vorteile hat. Wir digitalisieren uns immer mehr auf der Arbeit, was ohnehin nötig war und rücken trotzdem enger zusammen. Das sehr anstrengende, morgendliche Gehetze zum Kindergarten und zum Büro entfällt, der Tag muss nicht immer um halb 7 beginnen. Ich habe mehr Zeit mit den Kindern. Das kann sich schon ganz gut und richtig anfühlen. 

Es gibt aber auch Tage, an denen ich das Gefühl habe, dass ich keiner dieser Aufgaben ansatzweise gerecht werde. Die Kinder drehen völlig durch, streiten sich und zerren an mir, weil ich keine Zeit für sie habe, das Essen brennt an, schon wieder sagt ein potentieller Kunde ab und meine Frau ist verständlich genervt von ihrer Arbeit und ihre einzige Pause ist der Heimweg. An diesen Tagen ist auch Yoga anstrengend, ich schaffe nur die Hälfte meiner Joggingstrecke, nur das Bier wird mehr. Und an diesen Tagen fällt mir dann auch auf, dass ich zugenommen habe. Dass ich auf dem Kopf aussehe, als hätte man darauf ein großes, langhaariges Tier überfahren. Und, dass das alles so keinen Sinn macht und nicht mehr lange gut gehen kann.

Nach nun 8? 10? 12? (welcher Tag ist eigentlich heute?) Wochen häufen sich diese Tage. Ich muss dazu sagen, dass wir sämtliche Kontaktverbote und -gebote sehr streng durchgezogen haben. Eben wegen der Arbeit meiner Frau. Klar: wer den ganzen Tag „wegen Corona“ mit Maske arbeitet, dem fällt es schwerer, dann die Kinder im Garten mit den Nachbarskindern spielen zu lassen und sich gemeinsam mit deren Eltern auf eine Bank zu setzen. Wir hätten natürlich Anspruch auf eine Notbetreuung gehabt. Allerdings wäre das dann ein anderer Kindergarten als unserer gewesen, was der Sohn vermutlich nur schwer mitgemacht hätte. Zumindest nicht ohne eine komplette Eingewöhnung (okay, die blüht uns jetzt ohnehin). 

Dass unser Kindergarten jetzt seit einer Woche wieder offen hat, weiß ich nur vom Hörensagen. Obwohl ich im Elternrat bin und dachte, dann erfährt man so etwas vielleicht vorab. Aber selbst wenn: dort sind aktuell 20 Kinder mit 3 Erzieherinnen. Also auch nicht gerade eine große Hoffnung auf Entlastung. 

Ganz grundsätzlich glaube ich, dass wir – sowohl Familie als auch auf der Arbeit – das alles ganz gut meistern. Und ich habe ohnehin versucht, mir eine positive Sicht auf Dinge anzugewöhnen und zuversichtlich zu sein. Manchmal klappt das auch.

Aber vermutlich werden wir uns dazu entscheiden, die beiden doch zumindest für einen Tag in den Kindergarten und zur Tagesmutter zu bringen. Das würde aber nur dann Sinn machen, wenn beide dürfen. Und da beginnt wieder die Unsicherheit, weil wir trotz allem von den Variablen andere Eltern, KiTa und Tagesmutter abhängig sind. Wenn man aber liest, dass es – ohne Anspruch auf Notbetreuung – bis Mitte Juni dauern soll, bis jedes Kind wieder in die Kita kann und es selbst dann nur kurzzeitig ist, erhöht sich die Wut. Wir sind alle platt. einfach platt. Vermutlich alle „jungen Eltern“, weshalb sich auch diese Corona-Eltern-Initiative geformt hat.

Und tatsächlich fühlt man sich etwas allein gelassen. Von den Menschen, die dafür verantwortlich sind. Sowohl finanziell, auch wenn die KiTa-Gebühren zur Zeit nicht gezahlt werden müssen. Zumal ich, wie ein Großteil der Branche, auf Kurzarbeit bin und entsprechend weniger verdiene. Aber auch informativ. Ich meine gar nicht, dass sich ständig alles ändert. Eher: Man muss sich alles mühsam zusammensuchen. 

Wenn das so oder so ähnlich mein neuer Alltag sein soll, dann kann ich mich durchaus damit arrangieren. Aber dann hätte ich schon gern etwas mehr Unterstützung für uns alle gespürt.
Selbst wenn wir, im Vergleich, auf hohem Niveau jammern.