Da sich hier vier Viertel des Haushalts mittlerweile als Fans von Johannes Stankowski geoutet haben, kamen wir dieses Mal nicht daran vorbei, das Kölner Konzert der aktuellen Tour mitzunehmen. Noch dazu, weil die Kulturkirche nicht nur sehr schön (für Konzerte) und vor allem um die Ecke ist.
Kind 1 war schon die komplette Woche mehr als nur aufgeregt, war es doch sein allererstes Konzert.
Sämtliche Allen mussten nochmal von vorn bis hinten durchexerziert werden und jeden Morgen kam die Frage: „Gehen wir heute zum Konzert von Stohannes Jankowski“?
17 Uhr, wenn man nicht noch arbeiten müsste, ein prima Startzeitpunkt für ein Kinder-Konzert. Ich musste also meinen Feierabend etwas vorverlegen. Auch wegen der Nachricht der Frau: „Wann wolltest du nach Hause kommen? Die Kinder rasten schon komplett aus!“.
„Coole“ Kinderveranstaltungen in Nippes wirken oft ein wenig wie eine Mischung aus VW-Tuning-Treffen am Wörthersee und unserer Dorfdisco Carambar, damals im Westerwald: Unter 1.000 Euro-Kinderwagen auf der Rückseite parken und den alten, ronzigen Fahrrad-Anhänger in die nächste Seitenstraße. Hier bitte nur das poshe Zeug. Eigentlich fehlte nur jemand am Eingang, der die Schuhe kontrolliert. Hat auch jeder Wildling-Schuhe an?
Aber wir waren ja wegen der Musik da. Und offenbar später als erwartet, sodass wir nur noch in der letzten Bank einen Platz ergattern konnten. Wie damals zur Konfirmanden-Zeit. Johannes Stankowski hat eine Menge Mit-Musiker mitgebracht, die ihm helfen alle Songs mindestens genauso präzise und gut wie auf den Platten ans kleine Volk zu bringen. Sogar einen kleinen Kinder-Chor samt eigener Tochter ist am Start.
Ehrlich gesagt ist es auch mein erstes Kinder-Konzert und ich bin erstaunt, wie schnell sich vorne so eine Art Mini-Moshpit bildet und die Kinder begeistert mitsingen. Das mag auch daran liegen, dass Johannes versucht alle irgendwie einzubinden. Er stellt Fragen, erzählt Geschichten zu seinen Songs und gibt sich überhaupt sehr viel Mühe.
Kind 1 ist dabei anfangs noch etwas verhalten und bleibt verschüchtert auf der Bank sitzen. Als dann „Mein allerbester Freund“ gespielt wird springt er in den Gang und fängt tatsächlich an zu tanzen. Kind 2 folgt sofort. Als er dann noch eine Kindergarten-Freundin sieht, rennt er einfach, ohne sich nochmal umzuschauen, bis ganz nach vorne und schaut Teile des Konzertes von dort. Hätte ich so nicht erwartet.
Inklusive 15 Minuten Pause dauert das Konzert 1,5 Stunden. Länger hätte es tatsächlich auch nicht gehen können. Kurz vor den Zugaben beginnt die Stimmung im Publikum – insbesondere bei denen unter 5 – zu kippen und hier und da beginnen die ersten Müdigkeit-Attacken. Mit ein bisschen Überredung hält Kind 1 tapfer bis zum Ende der letzten Zugabe aus. Den Rest des Abends und des nächsten Tages erzählt er mit breitem Grinsen und leuchtenden Augen, jedem, der es (nicht) wissen will, wie schön sein erstes Konzert war, was gespeilt wurde, welche Instrumente die Band dabei hatte undundund. Allerdings muss Junior auch früh die ersten Enttäuschungen bei Konzerten lernen: Er hätte doch so gerne noch „Schlittenfahren“ gehört. Nun ja…
Ellen Winter
Sehr gut geschrieben.