Heute ist der erste Tag, an dem ich für Kind Katz komplett „eigenverantwortlich“ bin (was ein wenig wie der Text eines Arbeitszeugnisses klingt). Leider ist die schöne, gemeinsame Elternzeit mit Herrn Katz vorerst vorbei. Schon seit Tagen transpiriere ich deshalb Angstschweiß- schließlich möchte ich das Kind nicht kaputt machen. Außerdem hat man ja so seine Ansprüche: Aus dem Jungen soll mal was werden!
Schlafendes Kind mit Füßen, Blog und ich
Um in einigen Jahren noch einmal nachlesen zu können wie neurotisch wunderbar entspannt ich mich an unserem ersten „Solo-Tag“ verhalten habe, schreibe ich mit. Und da solche Tagebucheinträge mit Baby scheinbar viele Menschen zu interessieren scheint (sieht man in Bewegtbild zum Beispiel hier), machen wir ein Follow me around lustiges Unterhaltungsprogramm für euch daraus. ——————- 02:21 Uhr: Ich werde von einem hungrigem Baby geweckt, füttere, warte aufs Bäuerchen, wickel das zufriedene Kind, und falle wieder ins Bett. Daraufhin schlafen es und ich sofort glücklich ein. 02:57 Uhr: So sieht das wohl nur im Märchen aus, leider ist die Wahrheit aber: Ich füttere und füttere, da das Kind einen Riesenhunger hat und mache es gleich zweimal sauber, weil eine große Portion Nahrung seinen Platz fordert. Dann muss ich kurz selbst zur Toilette, lege das Kind mal eben im Kinderbett ab und werde dafür bestrafend angebrüllt und bespuckt. Im eigenen Bett ist dem Kind nämlich viel zu langweilig und es möchte unterhalten werden. Mir ist allerdings eher nach Regeneration und so darf es, damit es Ruhe gibt, aus Liebe mit ins elterliche Bett. Dort schläft es sofort zufrieden ein. Ich kann allerdings erstmal nicht mehr schlafen: Ich habe nun keinen Platz, liege auf dem harten Bettrand, bewege mich aber lieber nicht, damit ich das Kind nicht wecke. 04:12 Uhr: Schon wieder wird das Baby wach und hat Hunger. Da es bereits neben mir liegt, wird es liegend „angedockt“. So ein Kind hat ein ganz schönes Fassungsvermögen… 05:23 Uhr: Ein kurzes Aufheulen teilt mir mit, dass das Kind eine Beschwerde vorzutragen hat- ich tippe auf den Verlust des Schnullers. Wir durchwühlen das Bett im Dunkeln, um den Papa nicht auch noch zu wecken, aber der Nuckel lässt sich einfach nicht finden. Da wir ja nun beide wach sind (Herr Katz dreht sich derweil noch einmal grunzend um) erhält das Kind eine frische Windel. Gedanklich mindere ich dem Nachkommen für jedes Mal Aufwecken das Taschengeld. Viel ist bereits nicht mehr übrig. 06:30 Uhr: Der Wecker von Papa Katz schmeißt uns freundlich mit Tiergeräuschen aus dem Bett und gibt den Startschuss für seinen ersten Arbeitstag „nach dem langen Urlaub“. Mein Tag beginnt mit der Zubereitung des Frühstücks für Baby Katz. Außerdem habe ich den gesuchten Schnuller gefunden, der einen Abdruck auf meiner Schulter hinterlassen hat. 07:00 Uhr: Herr Katz bringt mir heißen Kaffee. Zudem hat er schon frische Brötchen besorgt und während er das Kind sauber macht, gönne ich mir eine Dusche. Ehemann Katz wird auf jeden Fall „Papa des Jahres„! 07:40 Uhr: Vater Katz verlässt das Haus und das findet auch Baby Katz richtig blöd: Wie auf Kommando beginnt es zu weinen, als wüsste es, was nun auf es uns zukommt. Nur eine Trost- Stilleinlage kann es beruhigen. Daraufhin ist die Windel wieder voll und noch während ich diese wechseln möchte, bepinkelt das Kind sich, mich und die gesamte Umgebung. So gehen Baby Katz und ich gemeinsam kurz unter die warme Dusche, was das Kind großartig findet. 10:19 Uhr: Frisch geduscht wandert es in den Ergobaby, wo es sofort komatös einschläft, so dass ich es tatsächlich schaffe die frische Wäsche zusammen zu legen, schmutzige Wäsche zu waschen und  Staub zu saugen. Bäm! Ich fühle mich wie eine Superhausfrau! Erst als mein Marmeladenbrötchen das Kind vollkrümmelt, wird es wach und beschwert sich. 11:17 Uhr: Wie alle Supermuttis möchte ich draußen am Büdchen eine Latte Macchiato trinken, aber das Kind will lieber drinnen speisen. Aus Dank werde ich abschließend aber so herzlich angelächelt, dass ich mein Vorhaben (Taschengeldminderung) gütig zurück ziehe. 11:58 Uhr: Zum Mittagessen werde ich netterweise auf „Reis und Hühnchen“ eingeladen. Darüber freue ich mich sehr! Da Herr Katz jedoch heute in seiner Pause zur Unterstützung nach Hause kommt, vertagen wir das Vorhaben. Bei bereits 33° C kuscheln Kind Katz, Bernd Gonzales und ich stattdessen matt auf dem Bett. Dabei gönne ich mir einen Eiskaffee. Ich überlege, eines dieser perfekten Mutti-Instagrambilder zu posten, aber leider fehlt mir dazu die notwendige Deko (Marimekko oder Bloomingville). So sähe es eben nur aus wie „Kind, Katze und Mutti liegen müde  und mit schwitzigen Wangen im durchwühlten Bett und trinken Fertigeiskaffee aus einer geklauten Kaffeetasse“. Trotzdem: Das Leben ist schön!
Auch dem guten Bernd ist warm!
12.30 Uhr: Papa Katz kommt zur Mittagspause nach Hause und wir verspeisen königlich und noch immer auf dem Bett herum lungernd ein übrig gebliebenes Brötchen. Auch Kind und Katze erfreuen sich, dass wieder alles beim gemütlichen Zustand der letzten vier Wochen ist, wobei letzterer der Hitze wegen ziemlich langgezogen daliegt. Als Vater Katz dann aber leider doch der Pflicht nachgehen muss, ist das Kind untröstlich und lässt sich nur durch Stillen befriedigen. Bernd bleibt geräuschlos. 14:31 Uhr: Ich komme auf die geniale ziemlich bescheuerte Idee jetzt einen Supermarkteinkauf zu tätigen und packe das Kind abermals in unsere Babytrage. Dabei unterschätze ich allerdings die wüstenähnlichen Außentemperaturen, so dass wir beide etwas länger vor der Milchtheke verweilen. Bestraft werde ich dafür mit richtig hitziger Babylaune, denn unser Säugling hat nun großen Durst. Er heult ärgerlich und boxt mich wütend. Am Ende ist er zornig rot im Gesicht und komplett verschwitzt. Ich beschließe das Kind zum Mittagsschlaf in sein Bettchen zu legen, um ihm etwas Ruhe und Erholung zu gönnen (Das stand so ganz bestimmt irgendwo in einem der vielen Erziehungsratgeber, die leider ungelesen in der Vitrine warten). Das Leben ist hart… 15.39 Uhr: Nebenbei ist das Couscous zu einem großen, gigantischen Klumpen verschmolzen und sieht aus wie ein dickes Michelin-Männchen. Nicht ganz Michelin-Sternemäßig (von diesem literarischen Erguss bin ich selbst beeindruckt) werden wir den Grieß also heute in Streifen geschnitten essen müssen.  Oder in lustige Karos (Instagram!?).  Oder mit Plätzchenförmchen ausgestochen – aber  davon habe ich nur welche mit Nikoläusen oder Sternen. Das mit der Superhausfrau werden wir noch üben müssen… 16:36 Uhr: Der Sohn wird mal wieder von gemeinen Bauchschmerzen gequält und möchte deshalb nicht alleine in seinem Kinderbett schlafen. Ich massiere und knete den Rumpf als ob ich an einer Weltmeisterschaft teilnehme, aber alles was herauskommt ist warme Luft (wer es nicht bemerkt: Grandioses Wortspiel!). Also versuchen wir es mit gemeinsamer Entspannung auf der Couch und schlafen beide ein. Wenigstens die Wahl zur Supermutti möchte ich noch gewinnen! 17:48 Uhr: Von vielen lieben Menschen, die sich doch sehr um uns sorgen, erhalte ich Nachrichten mit der Frage, ob es uns auch gut geht. Die gute Nachricht ist: Das Kind schläft noch immer zufrieden auf dem Sofa. 18:39 Uhr:  Die schlechte Nachricht ist: Ich muss es wecken, ehe hier ein Molkereitanker vorfahren muss. Das nimmt mir der Sohn natürlich übel und bestraft mich mit Nahrungsverweigerung. 19:22 Uhr: Der Durst muss (endlich!) doch ge-stillt werden und das Kind bedankt sich mit sehr guter Laune. Ich mache ihn bettfertig und als Oma und Opa anrufen gluckst es glücklich vor sich hin und winkt erfreut in die Kamera. Gutes Kind! 20:12 Uhr: Herr Katz kommt vom Sport nach Hause und das Kind schläft bereits vorbildlich. Ich sehe es jetzt schon: Es wird große Weihnachtsgeschenke geben (für mich, die Supermutter). 21:56 Uhr: Ich erfreue mich darüber, dass ich heute sogar das empfohlene Beckenbodentraining durchgezogen habe (Jawohl!). Das sieht in etwa so aus: 22:03 Uhr: Ich lerne: Heute ist #nationalwatermelonday. Ist das nicht der totale Wahnsinn? 22:08 Uhr: Hat es jemand bemerkt?! Ich kann jetzt endlich auch Tweets einbetten und mache davon übermäßigen Gebrauch! 22:37 Uhr: Baby Katz erwacht und fordert neue Nahrung. Zudem macht es ordentlich in seine Windel. Mir wird klar, dass sich das Leben der Neueltern ab jetzt wohl andauernd um den kindlichen Stuhlgang dreht. Zum Abschied wird noch ein Lied gesungen und gekuschelt, bevor wir alle ein- und durchschlafen. 23:20 Uhr: Natürlich ist das mit dem Ein- und Durchschlafen reines Wunschdenken und so versuchen wir das Kind bestmöglich zufrieden und ruhig zu stellen. 00:38 Uhr: Das Kind schläft leider noch immer nicht. Trotzdem (und obgleich des viel zu lauten Hörspiels) bin ich irgendwie eingeschlafen, um dann von dem wohl träumenden Herrn Katz durch dreimaliges Klopfen auf meinen Oberarm geweckt zu werden. Was das wohl soll, frage ich. Seine Antwort, dass da ein Kuckuck gesessen hätte, verwirrt mich ein wenig. Ich überlege das Kind schläfrig zu machen, indem ich ihm etwas vorsinge. Leider fällt mir um diese Uhrzeit nur „Schneeflöckchen Weißröckchen“ ein, was jahreszeitenmäßig wohl der Supergau ist. Eine Supermutti hätte es wohl einfach mit „Der Kuckuck und der Esel“ versucht…