Im Oktober schrieb ich, dass ich bereits seit 2005 blogge. Quasi als Bonus hängte ich einen alten Text an, den ich so in einem Archiv fand. Bei Facebook verlangtet ihr laut nach mehr. Ok, gerne! Viele der alten Texte sind dort leider nicht mehr übrig – aber ein Paar habe ich für euch. Im März 2007 machte ich meinen Sprecherziehungskurs. Nie zuvor schämte ich mich für meine Herkunft – das hatte sich nach dem Kurs wohl geändert. So versuchte ich an meiner Aussprache (recht erfolglos) zu arbeiten. Heute, über zehn Jahre später, habe ich das aufgegeben – und mir einfach einen Mann gesucht, der mich auch so versteht… DIENSTAG, 20.03.2007

Wie dat is rheinisch zu spräschn

Der ein oder andere Leser mag sich vielleicht erinnern: Neben meinem Biologiestudium (und dem verpatzten Medizinstudium, von dem wir nun aber nicht sprechen wollen!), studiere ich noch ein weiteres Fach, welches sich Germanistik schimpft. Im Rahmen dessen musste ich im Februar während der lustigen Karnevalszeit einen Schein erjagen, der sich „Sprecherziehung“ nennt.
Als wäre der Kurszeitraum Karneval nicht schon genug rheinischer Hohn, dachte ich noch zu Beginn, dass das Seminar doch locker und mit ein bisschen Absitzen und dem Verzicht auf alkoholische Getränke zu schaffen wäre, schließlich hatte noch niemals jemand etwas gegen meine Aussprache gesagt (von einigen Mainzern vielleicht mal abgesehen, die aber doch selbst einen komischen Dialekt haben!). Allerdings glaubte ich dies auch nur, denn recht schnell hatte man mir zu verstehen gegeben, dass mein Wohnort und die Erziehung durch einen kölschen Vater mir eine, sagen wir „rheinische Linguistik“ verpasst hatte:
Ich verschlucke gerne Endsilben, ich vergesse mit Vorliebe Konsonanten und ich mache keinen Unterschied zwischen „ch“ und „sch“.
Da mir dies zwar zuvor weder aufgefallen ist, noch mich irgendwie gestört hatte, den Teilnehmern im Kurs aber zu einem breiten Grinsen verhalf, überlegte ich mir doch ein wenig an meiner Aussprache zu basteln, um diese zu verbessern. So übe ich nun schon seit einigen Wochen heimlich und im stillen Kämmerlein mit:„Sechzig tschechische Chefchemiker scheuchen keusche chinesische Mönche in seichte Löschteiche“ und „In tschechischen Gucci- Täschchen steckt ein tschechisches Streicholzschächtelchen“. (Auf den von der Kursleiterin dringend empfohlenen Sprachtherapeuten verzichte ich dabei allerdings, da mir dies doch ein wenig zu weit gehen würde…)Gestern überlegte ich dann, es wäre nun an der Zeit doch einmal eine kleine Testphase zu starten und es mit Öffentlichkeitsarbeit zu versuchen. So stellte ich mir selbst die Aufgabe, in der Apotheke ein Päckchen Ibuprofen für meine arme, von Zahnschmerzen geplagte Mutter zu kaufen – Dies natürlich in feinstem Hochdeutsch:“I-ch hätt-e gern-e etwas gegen Zahn-sch-merzen, denn meiner Mutt-er wurde heut-e ein Zahn ge-zog-en!“, wobei ich mich gleichzeitig anstrengen musste unauffällig und selbstsicher zu tun, keine Silbe zu verschlucken, dabei aber nicht auf den Apothekertresen zu spucken. Als Dank erntete ich allerdings einen komischen Blick der PTA: „Iboprofeen oda Parazetamool?“ „Wel-ch-es Medikament wär-e denn das Stärker-e?“Mit ihrer knappen Anwort „Iboprofeen!“ wollte ich mich jedoch noch nicht geschlagen geben und so wagte ich noch einen verzweifelten Versuch das Gespräch irgendwie aufrecht zu halten: „Da i- ch leider kein Rezept hab-e, be-nötig-e i-ch et-was freiverkäufli-ches!“ „Dat is freiverkäuflisch!“ „Ja – und falls ihr nun die vier-hundert Milli-gramm noch ni-ch-t ausrei-ch-en, darf mein-e Mutter dann auch zwei Tabletten ein-nehm-en?“ „Ja! Macht fümpf Euro!“ Damit beendete die Dame mein Testgespräch, verabschiedete sich mit einem „Schüsss!“ und verschwand hinter einer Trennwand…Nun meine Frage: Spräsch isch wirklisch sooo undeutlisch und sollte watt an meiner Aussprache tun, werd dafür aba offnsischtlisch von den Männschn gemiedn oder is datt alles gar net so schlimm und isch laber einfach weita so wie bisher und die Leute guckn misch net an als komm isch vom Mond un lachn höchstns im Ausland ma üba misch???