Letzten Monat schrieb ich, dass ich bereits seit 2005 blogge. Quasi als Bonus hängte ich einen alten Text an, den ich so in einem Archiv fand. Bei Facebook verlangtet ihr laut nach mehr. Ok, gerne! Viele der alten Texte sind dort leider nicht mehr übrig – aber ein Paar habe ich für euch. 2007 schrieb ich über meine Sucht zur Musik. Hach, wie stolz war ich über meinen iPod. Aber lest selbst: MITTWOCH, 25.04.2007

Wie es ist süchtig zu sein

Viele Menschen können schlecht auf irgendetwas verzichten: Sei es telefonieren, sporteln, rauchen oder Schokolade (zugegeben, bei Schokolade kann auch ich selten „Nein“ sagen!) – ich jedoch bin süchtig nach Musik! Damit meine ich natürlich nicht das „normale -Alltagsmusik-Konsumieren“ – Nein: Was für den durchschnittlichen Bürger ein langes Telefonat, das geliebte Buch vorm Schlafengehen oder die postkoitale Zigarette, das ist für mich (meine) Musik, die mir ständig von allen mir ausnutzbaren Quellen zugespielt werden muss und so manchen meiner nächsten Lieblingsmenschen in den Wahnsinn treibt (Bitte Verzeiht!). Aber ich kann einfach nichts dagegen tun: Schon als Kind durch musikalische Früherziehung und das Besitzen eines Walkmans geprägt, liebe ich heute die Beschallung aus meinem Ipod (die Zeiten haben sich geändert!) und gute Konzerte (wahlweise auch schlechte!) oder das Mitsingen beim Musikfernsehen. Ganz wichtig sind auch (möglichst lange) Autofahrten, bei denen ich dann ganz junkymäßig genau ein Lied (!!!) so lange höre, bis ich es endlich wortwörtlich (oder halt den von mir ausgedachten Text…) auswendig kann und es dafür hasse! So zuletzt geschehen heute Morgen… Sonst eher ein Auswendig-Lern-Legastheniker schaffe ich es spätestens beim zweiten Zuhören den Text mitzusingen und beim vierten Male habe ich das Lied so verinnerlicht, dass ich es niemals mehr vergessen werde! Leider gibt es genau hier einen Haken: Mit vielen dieser Lieder verbinde ich Momente und Situationen, die sich nicht mehr so leicht auslöschen lassen und die dem Lied eine gewisse Wertung verpassen, die mich immer wieder in diese bestimmte Gefühlslage zurückversetzen kann…. (Mitten beim Metzger an der Wursttheke in Tränen auszubrechen, nur weil ein bestimmtes Lied zwischen den Preisansagen aus den krachenden Supermarktboxen kommt, ist nur halb so witzig, wie es sich hier vielleicht anhört!!!) Auch das panische Tippen auf die „Forward to“ oder „Rewind“-Taste fördert nicht gerade eine positive Kommunikation mit manchen Mitmenschen – es lässt sich jedoch einfach nicht abstellen, meine Finger wollen mir da einfach nicht gehorschen, der körperliche Entzug – ihr versteht?! Während die meisten Menschen mich da also nicht verstehen können und stattdessen in für mich unverständlichen Rätseln sprechen, spreche ich in geklauten Liedzitaten, die mir vorkommen als habe ich sie selbst verfasst („Don’t try to wake me up, even if the sun really does come out tomorrow…“). Es bleibt mir und euch also nichts anderes übrig als meine Sucht zu akzeptieren, denn inzwischen ist mir gewiss: Vielleicht gibt es im Leben nur die eine, wirklich große Liebe, die man niemals mehr vergessen wird – in meinem Fall wäre dies dann wohl die Musik!