Heute haben wir hier für euch kein Tutorial. Genau genommen dürften wir nicht mal die Überschrift „Basteln mit Kindern“ benutzen – denn unser Versuch kleine Kinderfüße und -hände auf Tapete zu stempeln, um diese dann künstlerisch an die Wand zu bringen, ist mehr als gescheitert…
Was habe ich mir das so schön vorgestellt: Wir sitzen zu viert zusammen, benutzen glücklich die bunte Fingermalfarbe und drücken die niedlichen Kinderextremitäten aufs Papier. Im geistigen Auge hatte ich sogar schon rote Schleifen um die neuen Weihnachtsgeschenke für Opas und Omas gebunden und war mächtig stolz auf meine brillante Idee: Man kann mit der Planung nie früh genug beginnen…
Von dem Gedanken konnte ich mich recht schnell verabschieden: Nachdem Vater und Sohn aus dem Sandkasten kamen und das Kind überall in der Wohnung den mitgeschleppten Sand verteilt hatte (weil es selbstverständlich keine Lust hatte zuvor die Füße zu waschen), fing die Diskussion an: Zuerst wollte es die rote Farbe, entschied sich um zu grün, dann gelb, dann blau, dann wieder gelb, oder doch rot? – bis wir seine Wahlmöglichkeiten unterbanden und ihm vorgaben, dass es sich jetzt doch bitte schön für grün entschieden hat. Wer hat eigentlich gesagt, dass ein Kind Mitspracherecht haben muss?!
Währenddessen klebte der Vater ahnungsvoll den Boden ab (wer ist eigentlich auf die bescheuerte Idee gekommen das ganze bei 27 Grad Außentemperatur in der Wohnung stattfinden zu lassen?) und ich suchte geeignete Pinsel. Gefunden hatte ich einen einzigen – der bunte Rest sollte also mit den Fingern aufgetragen werden. Aber hey: Wozu heißt es auch „Fingerfarbe“?
Entschlossen starteten wir mit der Hand des großen Bruder, die ich großzügig mit viel grüner Farbe einpinselte und drückten sie mutig auf die vorbereitete Tapete. Das zu viel an Farbe kleckste alles voll, der Sohn zappelte mächtig – aber wir hatten ja vorgesorgt und gleich eine ganze Rolle Tapete bereit gestellt. Beim zweiten Versuch gelang das etwas besser und fast waren wir schon zufrieden mit dem Ergebnis, als der Junior mit der grünen Hand lustvoll über das ganze Blatt schmierte. Kunst liegt wohl im Auge des Betrachters…
Während wir Eltern zunehmend genervter wurden (Versuch drei, vier und fünf) und überlegten, wie man jetzt die Hand ordentlich und ohne Kleckse aufs Blatt bekommen könnte, untersuchte das Kind zuerst den Boden, dann unsere Kleidung und schließlich unsere weißen Stühle – und hinterließ auch dort die eigentlich von uns aufs-Papier-gesehnten Fingerabdrücke.
Ja genau: Das ist Kunst! |
Wir brachen ab und kümmerten uns erstmal ums Sofa: Wer auch immer auf die Idee gekommen ist, dass Fingerfarbe wenigstens halbwegs wasserlöslich ist: Danke! Nach minutenlangem Geputze scheint die Farbe nämlich nun nur noch leicht durch…
Vom Lärm wurde der kleine Augustjunge geweckt und teilte uns das ebenfalls lautstark mit. Warten kann solch ein Säugling natürlich nicht (Stichwort „Urvertrauen“, welches bei der gesamten Aktion vermutlich sehr erschüttert wurde…), aber zuerst mussten wir noch das große Kind in der Badewanne „entschärfen“, um dann die kleine Babyhand mit roter Farbe einzuschmieren. Dass solch ein Neugeborenes nicht freiwillig seine Hand öffnet, wissen wir nun wieder und so blieb uns nichts anderes übrig, als kleine Kinderfäuste aufs Papier zu stempeln. Dass ihm das ebenfalls nicht sonderlich gefiel, könnt ihr euch sicher denken. Zum Schluß bemalten wir, dem Ziel so nah, einen kleinen Babyfuß – längst wollten wir nur noch fertig werden. Immerhin hatte sich bei all den Versuchen sogar ein Abdruck ergeben, der sich zumindest halbwegs als Fuß erkennen lässt. Dann badeten wir den Babyjungen ebenfalls unter lautem Gebrüll im Waschbecken (die rote Farbe stellte sich als recht hartnäckig heraus), so dass die Nachbarn spätestens da gedacht haben werden, dass wir beiden Kindern irgendetwas furchtbares antun.
Wer hat eigentlich gesagt, dass Basteln mit Kinder Spaß macht? Aber wie hat Böll schon gesagt? Kunst ist Anarchie!
Wochenrückblick #75
[…] habe aus Weinlaub ein Herbstgesteck angefertigt, Blätter für eine Girlande getrocknet, endlich die Abdrücke gerahmt und aufgehängt und einen Beitrag zum Internationalen Brustkrebstag […]