Eltern (oder in meinem Fall Vater) sein, ist nicht immer die heile Welt und das entsprechende blabla vom Titelblatt der üblichen Magazine. Einiges geht einem auch gehörig auf den Zeiger. Man darf auch mal was scheiße finden. Sollte man sogar. Zum Beispiel richtig nervig: Kinder und (und beim) Sport.
Diese Kolumne habe ich ja ganz schön schleifen lassen. Das lag natürlich keinesfalls daran, dass die Kinder sich wie aus dem Bilderbuch benommen haben. Es sind nur immer die gleichen Probleme und man mag sich ja ungern wiederholen. Macht man ja schon bei den Kindern oft genug.
Der Große hat so langsam aber sicher den Sport für sich entdeckt. Beziehungsweise haben wir es für sinnvoll gehalten, ihn mal das eine oder andere ausprobieren lassen. Sollen sich ja bewegen, die Kleinen.
Bis Anfang des Jahres war er und der kleine Bruder einmal wöchentlich beim Kinderturnen mit Kalle. Das ist so eine Art Zirkeltraining mit spaßigen Übungen wie Trampolin springen, rutschen, balancieren, klettern und mit Bällen werfen. Und am Ende wird gesungen. Genau mein Ding.
Zugegebenermaßen war ich aber auch nur ein paar Mal dabei. Zum Glück: heilloses Durcheinander und ohrenbetäubendes Geschrei. Und jeder Anwesende hat in den 60 Minuten mindestens einmal schlechte Laune. Weil „Kurt den gelben Ball hat, den wollte ich doch“. Weil „Papa, du hast mir die falsche Hose angezogen, die ist blöd“. Weil „Jürgen sitzt jetzt schon so lange auf der Rutsche“. Oder weil: „Kannste mal mit aufbauen helfen?“ Alle. Außer Kalle.
Sogar unser Kinderarzt geht mit seinen Kindern dort hin. Der uns immer Vorträge zu mangelnder Konsequenz im Umgang mit unseren Kindern hält. Bei der Turnstunde flötet er eher seinem Sohn zu „Nein, natürlich musst du nicht mitmachen, wenn du nicht willst. Und natürlich kannst du einfach auf dem Trampolin sitzen bleiben, bis deine Laune besser ist“ Aber der Kritiker muss es ja nicht besser können, hm?
Mit einem Kind ließ sich das noch alles einigermaßen koordinieren. Mit Zweien kommt man kaum noch hinterher: Hilfestellung, „Papa jetzt guck doch mal“, „Nein, bitte nicht die anderen Kinder anspucken“, „Kannste das mal eben mit aufbauen“, „AUAAAAA“, „Alle Leut, alle Leut…Papa, sing mit“. Und das eben mal zwei.
Aber mit 5 ist der Junge dem mittlerweile entwachsen und er findet es eher öde. Also her mit den Alternativen.
Da er – wie vermutlich 87% der Kinder diesen Alters – großer Lego Ninjago Fan ist, kam die Frau auf die Idee, mit ihm zum Kampfsport zu gehen. Hehre Ziele wie Aufbau von Selbstbewusstsein, Selbstkontrolle und Konzentration waren für uns der Hintergrund, das zumindest mal auszuprobieren. In meiner (und seiner) Vorstellung sah das so aus:
Es gibt sogar ein Studio, Verzeihung, Dojo um die Ecke (Kein Link wegen Angst), das auch Kinder-Training anbietet. Kung Fu und Samurai-Training. Uns wäre ersteres lieber gewesen, leider war der Kung-Fu Mann im Urlaub und der Sohn hat sich als Samurai versucht. Dazu gehörten verschiedene Übungen, die vereinfacht gesagt alle zum Ziel hatten, mit einem Stock irgendwo drauf zu hauen. Leider war am Trainer nicht gerade ein feinfühliger Pädagoge verloren gegangen. Dabei wissen wir doch alle, dass man mit „auftragen, polieren“ nichts falsch macht.
Als der Junge nach 5 Minuten einhändigen Schlagens instinktiv die zweite Hand zur Hilfe nahm wurde er unterbrochen mit „Das darfst du nicht. Du musst jetzt 10 Liegestütze machen“. Er ließ allerdings Milde wegen Anfängertums walten. Glück gehabt, sonst hätte meine Frau unserem Sohn erklären müssen, was Liegestütze sind. Und ich bin mir nicht sicher…
Als Junior dann bei einer Übung mit Partner (oder Gegner) einen Fehler machte, kam Nippes-Michael-Dudikoff zu seinem nächsten Auftritt: „Wenn du das im Kampf gemacht hättest, wärst du jetzt TOT!“. Relativ schnell hat sich der Sohn dann dafür entschieden, doch keinen mehr hauen zu wollen (hat er aber recht schnell wieder vergessen). Ende vom Lied: Kind weint, Frau auch, Samurai-Junior gescheitert.
Nächster Versuch ich. Der Klassiker: Fußball.
Zugegeben: ich bin da etwas vorbelastet, weil ich den Sport selbst liebe und tatsächlich auf eine lange, nahezu erfolglose Karriere zurückblicken kann. Einen Verein zu finden, ist hier allerdings diffiziler als aufm Dorf: der nächstgelegene Hipster Verein SV Olympia ist zum einen restlos überlaufen und veranstaltet zudem Sichtungen für die Kinder. Okay, ich verstehe schon, dass man – auch bei Bambinis – ein gewisses Niveau halten will aber trotzdem: einen 5 Jährigen da vortanzen zu lassen und ihm dann möglicherweise zu sagen, dass er nicht gut genug sei, ist so ziemlich der beste Weg, dem Kind diesen Sport für immer zu versauen.
Wir sind dann bei SuS Nippes 2012 zum Probetraining gegangen. Beim ersten Probetraining hatte ich Kind 2 als Verstärkung mitgebracht, der allerdings nicht ganz einsehen wollte, warum er denn nicht mit trainieren darf. Und ist auf den neben dem Kinder-Feld liegenden Fußballplatz für die größeren stiften gegangen. Ich war also eine Stunde beschäftigt den „Papa, guck doch mal“-Rufen von Kind 1 Folge zu leisten und irgendwie Kind 2 wieder einzufangen. Kleiner Tipp für werdende Soccer-Eltern: ohne mindestens einen kompletten Trikotsatz eines einigermaßen beliebten Vereins wird das nichts.
Ich hatte mir sehr vorgenommen, dort nicht den Soccer-Dad raushängen zu lassen. Also nichts reinzubrüllen. Klappt leider nur halb so gut. Aber was soll man denn auch machen, wenn man sieht, dass sich der Sohn teilweise etwas körperklausig anstellt? Oder nicht zuhört, wie die nächste Übung läuft? Oder während dem Trainingsspiel mit seinem Freund einen Plausch hält? Ich versuche das mittlerweile auch als Training für mich zu sehen, man lernt ja nie aus und so.
Da Kind 1 offenbar seinen Spaß an diesem Sport gefunden hat – was mich nicht nur innerlich jubeln lässt – sind wir auch bei Nippes 12 geblieben. Das Trainerteam gibt sich wirklich Mühe: Übungen und nicht nur spielen und jedes Kind wird einbezogen.
Logisch: auf Training folgt auch irgendwann ein Spiel. Gegen den FC Pesch. Die schon ganz anders aussahen als unsere: schwarze Trikots, ausrasierte Nacken, Ronaldo-Frise. Und sich auch anders benahmen. Auf den Ruf des Trainers haben die sich doch tatsächlich in richtigen Positionen aufgestellt und die auch noch gehalten. Wir dagegen in zu großen Jako-Trikots mit allen auf den Ball.
Das Spiel ging zweistellig verloren. Pesch gehabt (musste sein).
Nachdem der Torwart wegen Ball-in-den-Bauch ausgewechselt wurde, musste Junior, der offenbar bei der Frage nicht schnell genug versteckt hatte auch noch ins Tor. Um Gottes Willen. Und kommentierte jeden Griff hinter sich mit „Papa ich hab Einen (zwei, drei, fünf) nicht gehalten. Irgendwann hat er dann aber doch ein paar Bälle gehalten und dreht sich um: „Papa, Torwart ist gar nicht so schlecht“ Deinen Optimismus möchte ich haben.
Jetzt muckst sich allerdings Kind 2, der jetzt gefälligst ein eigenes Sportprogamm wünscht. Da sehe ich, ob seiner Statur, ja griechisch-römisches Ringen. Mal sehen, ob SuS Nippes 12 das auch anbietet.
Ja, Ja, Jahresrückblick | Bernd Gonzales
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