Wir hatten lange Nächte ein nasses Kinderbett. Auch auf die Gefahr hin, dass unser Ältester diesen Beitrag irgendwann verfluchen wird, ist es vielleicht doch sinnvoll, das zu veröffentlichen. Um es einfach mal aufzuschreiben.  Vielleicht findet sich ja jemand wieder. 

Der Vierjährige entschied sich zu Beginn des Kindergartens – also mit knapp 3 Jahren – , dass die Zeit des Windeltragens nun zu Ende sein muss. Bis dahin hatten wir höchstens hier und da mal nachgefragt, ob er sich vorstellen könnte selbst auf Toilette zu gehen und es auch das eine oder andere Mal mit ihm geübt. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, in dieser Hinsicht Druck ausgeübt zu haben. Entsprechend freudig überrascht, dass er nahezu von selbst damit kam. Okay, eine kleine Motivationshilfe haben wir ihm an die Hand gegeben. 

Und was soll man sagen: es lief super! Der Junge ging den lieben langen Tag selbstständig auf Toilette. Im Kindergarten wie zu hause, wie auch überall sonst. Okay, das eine oder andere Missgeschick war dabei, hat ihn aber nicht weiter dabei beirrt. Allerdings kein Toilettenbesuch, ohne vorher laut und deutlich bescheid zu sagen, welches Geschäft nun ansteht. Macht er heute noch,  was meist recht drollig rüberkommt. 

In paar Monate später offerierte er, ebenfalls aus eigener Motivation, er würde jetzt auch nachts gerne keine Windel mehr tragen wollen. Ehrlich gesagt haben wir hier etwas, sagen wir mal, gehemmt, reagiert. In Vorahnung, wie die nächsten Nächte aussehen könnten. Und so verschoben wir die erste Nacht ohne Windel wieder und wieder. Bis wir irgendwann wirklich nicht mehr drum herum kamen, da er uns schon überdeutlich darum bat. Und man diese Motivation ja auch ausnutzen muss.

 Und was soll man sagen: auch das lief geradezu brilliant. Die Eltern klatschen sich ob des Erziehungserfolges natürlich ab. Projekt „Kind trocken werden lassen“ erledigt. Easy. Das nächste, bitte. Für ungefähr ein halbes Jahr . 

Dann plötzlich unvermittelt der Satz: „Papa, Mama, das Bett ist nass geworden.“Mal stand der arme Tropf nass in unserem Zimmer, mal hörte man ihn über das Babyphone rufen und mal – im Nachhinein betrachtet sehr beeindruckend – zog er sich selbstständig aus und frische Sachen an und kam zu uns ins Bett. 

Wenn das ein, zwei Mal vorkommt: kein Problem. Allerdings hatten wir einen Zeitraum, in dem wir keine Nacht mit trockenem Bett überstehen konnten. Über mehrere Monate. Nachts das Kinderbett neu beziehen schlaucht. Das wimmernde Kind beruhigen auch. Die daraus resultierende Übermüdung ebenfalls. Die ohnehin nicht mehr zu überblickenden Wäscheladungen nahmen nochmal deutlich an Menge zu, wir kamen kaum noch hinterher mit dem Waschen seiner Bettwäsche. Und wenn es dann zu allem Überfluss im Elternbett ein zweites Mal in der gleichen Nacht passiert, ist man mit Nerven, Latein und Geduld am Ende.

Der Höhepunkt für mich war vermutlich als die Kinder und ich im Spätsommer mit meinen Kollegen und deren Kindern zelten waren und „es“ in diesen zwei Nächten jeweils zwei mal passierte. Am Ende habe ich ihn mit dem letzten trockenen Rest meines Schlafsacks zugedeckt und mich wiederum mit meiner Jacke. Das einzig Gute dabei: der Jüngere bewindelte Junge schlummerte während dieser kompletten Umräumungs- und Umziehaktion selig weiter. Und ich konnte die Schlafsäcke am nächsten Morgen an der frischen Luft trocknen. Ja, das ist vielleicht ein bisschen eklig aber wir wollten alle drei auch noch die zweite Nacht dort bleiben. 

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich nicht immer richtig reagiert habe. Zu oft habe ich ihn schlaftrunken und genervt angemotzt. Ihn gefragt, ob er doch wieder eine Windel tragen will, was den Jungen sicherlich fürchterlich demotiviert hat. Oft hat er bitterlich geweint. Mitten in der Nacht. Es war auch zu bemerken, wie sehr diese Sache an ihm genagt hat. Und ich war oft wütend und konnte nicht aus meiner Haut. Mit meiner Frau habe ich mich dann zusätzlich ebenfalls noch gestritten. Völlig unnötig. Oft habe ich mich danach bei beiden für mein Verhalten entschuldigt. Und natürlich hat das auch damit zu tun, dass ich mich nicht in der Lage gesehen habe, meinem Kind zu vermitteln, dass das Bett doch trocken bleiben möge und mich mit schuldig gefühlt habe. 

Natürlich ist ein nasses Kinderbett nicht schön. Ebenso die Begleitumstände. Wie löst man dieses Problem? Abwarten, bis es von selbst verschwindet, schien uns (siehe weiter oben) keine Lösung. Meine Reaktion (siehe weniger weit oben) auch nicht. Abwarten war aber der Ratschlag, der uns am häufigsten gegeben wurde: „Habt Geduld, das hört schon irgendwann auf“. Natürlich googlet man, wälzt Ratgeber, fragt Freunde. Wir sind irgendwann dazu übergegangen, ihn beim neu beziehen des nassen Kinderbetts helfen zu lassen, damit er dafür ein Bewusstsein entwickelt. Hatte ich irgendwo gelesen. Geändert hat es trotzdem nichts. Und leider konnte das Kind selbst auch keine Antwort liefern, die weiter geholfen hätte. „Ich habe das nicht gemerkt“. Heute glaube ich ihm das. Damals habe ich das hinterfragt, was der Sache sicher auch nicht zuträglich war.

Irgendwann kam meine Frau auf die Idee, Sohnemann nur noch die Hälfte seines Bechers mit Wasser zu füllen, den er sonst nachts komplett geleert hat. Und was soll man sagen: seitdem läuft es. Oder es läuft eben nicht mehr. Oder zumindest nur noch sehr sehr selten. Ob das die Lösung war? Ob es doch von allein aufgehört hat? Keine Ahnung! Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, ihn zukünftig bei „solchen“ Dingen mehr zu begleiten und zu ermutigen. 

Als letztes das Kinderbett nass gemacht hat: die Besuchskatze