Talking Dad: Das Essen
Eltern (oder in meinem Fall Vater) sein, ist nicht immer die heile Welt und das entsprechende blabla vom Titelblatt der üblichen Magazine. Einiges geht einem auch gehörig auf den Zeiger. Man darf auch mal was scheiße finden.
Zum Beispiel: Essen.
In den ersten 2 Jahren waren wir immer wieder erstaunt, verwundert und freut, wie hervorragend das so mit dem Essen bei Kind 1 geklappt hat. Wir sind davon ausgegangen, dass der Spaß beim kochen eben auch Lust auf Essen macht. Nachdem wir ein zweites Kind (dessen zweites „richtiges Wort“ bezeichneter Weise „Hamm-Hamm“ ist) wissen wir: das scheint ein Phänomen zu sein, das nur bis zu einem gewissen Alter auftritt.
Der Spaß abends mit mir zu kochen ist geblieben. Das Zubereitete dann auch zu verzehren, ist irgendwo auf dem Weg abhanden gekommen. Spätestens ab der Entdeckung des Wortes (und dem Geschmack) „sauer“ war für die nächsten Wochen erstmal jedes Gericht – auch Brot – schlicht sauer und wurde verweigert.
Natürlich versucht man, die Nahrungsaufnahme dann mit welchen Mitteln auch immer zu beeinflussen. Leider fällt dem Kind dann mit jedem Mal verblüffendere Ausreden ein, warum das entsprechende Gericht gerade nicht passt. Vollkommen egal, ob er sich das eine Stunde vorher nich gewünscht hat. Beispiel Nudeln:
– „ich wollte die Nudeln nicht geschnitten haben“
– „die Nudeln sind zu klein geschnitten“
– „ich mag gar keine *bitte fügen Sie hier eine Sauce Ihrer Wahl* ein“
– „ich wollte aber die anderen Nudeln“
– „Nudeln mag ich doch gar nicht.“
So in etwa läuft das bei nahezu jedem Gericht. Offenbar aber nur bei uns, denn macht das Kind mal „Urlaub“ bei den Großeltern heisst es jedesmal „also hier isst der richtig viel und nimmt sich immer Nachschlag“. Natürlich. Lügen die?
Ab einem gewissen Punkt macht das natürlich stutzig bis nervös, weshalb man den Kurzen natürlich auch jedesmal fragt, was es denn im Kindergarten gab und ob er das wohl auch goutieren konnte. Exemplarischer Gesprächsablauf: „Was gab es denn?“ „Kartoffelauflauf, Gemüse und Gurkensalat.“ „war das lecker?“ „Ich hab nur Gurken gegessen.“ Auf Nachfrage bei den Verantwortlichen hat er dann aber doch alles in sich rein gestopft. Natürlich. Lügen die?
Jegliche Versuche, die vertilgte Menge zu erhöhen schlagen bisher fehl: betteln, große Versprechen selbst pure Ignoranz: Fehlanzeige.
Auch Essenszeiten sind für den jungen Herrn schwierig einzuhalten. Springt er, nachdem er eine halbe Stunde beim Frühstück in seinem Brötchen („nur mit Butter, Papa!“) gepopelt hat, damit es aussieht als wäre es angebissen, auf, verlangt er 15 Minuten später lautstark und alternativlos eine Laugenstange. Auch wenn ich es da eigentlich mit Douglas Adams halte – „die Zeit ist eine Illusion, die Mittagszeit erst recht“: das artet durchaus etwas aus.
Das einzige, was immer und ohne Gezeter funktioniert, sind Würstchen. Würstchen all over. Und Kartoffeln. Nicht falsch verstehen: Wurst ist toll. Aber dauerhaft vielleicht auch nicht das gesündeste Lebensmittel. Und: Müssen wir uns im Ausland dann ein deutsches Restaurant suchen?
Alternativ steigert sich die Menge der Nahrungsaufnahme mit dem Maß der industriellen Verarbeitung Selbiger. Ein Graus.
Heute soll es zur Abwechslung mal Flammkuchen geben. Ich glaube, ich belege der Friedens Willen einfach einen mit Bratwurst. Und sage, Oma hätte gekocht.
Papa und Mama Winter
Das hast Sunna ganz toll geschrieben. Aber so ist das mit Kindern.
Hat uns sehr gut gefallen. ❤️
Weltkindertag 2018 – Bernd Gonzales
[…] ein Kind seine Freiräume und darf sollte sich einbringen dürfen. So kann es auch mal bestimmen was es zu Essen gibt oder wo wir den Nachmittag verbringen. Oder es kann ganz alleine in seinem eigenen Zimmer die […]
Jahresrückblick 2018
[…] schreiben und veröffentlicht seitdem als Taking Dad seine Geschichten (nicht nur) über Urlaub, Essen und […]