In Zeiten, wo Menschen aufgrund von „containern“  – der Mitnahme von Lebensmitteln aus Abfallscontainern (meist von Supermärkten etc) – wegen Diebstahl verurteilt werden, es zugleich aber auch in Deutschland immer mehr Menschen gibt, die finanziell nicht in der Lage sind, sich angemessen zu ernähren und zudem unfassbar viele Lebensmittel weggeworfen werden, ist man froh, dass es Menschen wie Christian Horsters gibt. Denn: Christian Horsters ist Lebensmittelretter. Vielen Menschen ist er vermutlich eher ein Begriff als der DJ der guten Laune, der es zu ordentlich YouTube-Fame geschafft hat. Wer sich nicht mehr erinnern kann: Das ist längst nicht mehr das Einzige, was ihn mittlerweile in (mindestens) ganz Köln bekannt gemacht hat. Er engagiert sich nicht nur in unserem Veedel, dem Kölner Agnesviertel, wo uns seine Arbeit zuerst aufgefallen ist sondern auch darüber hinaus. Was Christian Horsters als Lebensmittelretter genau macht, hat er uns in einem „5 Fragen an“ (okay, diesmal sind es etwas mehr geworden) beantwortet: Stell Dich und Dein Projekt bitte einmal kurz vor: Mein Projekt ist die Organisation von Verteilungen geretteter Lebensmittel an jedermann/frau. Wie bist Du denn auf die tolle Idee gekommen? Als Essensretter zuerst für die Kölner Tafel, seit Dezember 2012 für Foodsharing habe ich überlegt, was man besser machen kann, bzw. eine Synthese aus beiden Arten von Lebensmittelverteilungen zu finden. Bei der Tafel ist der Nachteil, dass man quasi ein Armutszeugnis vorlegen muss und so stigmatisiert wird. Das hält viele Bedürftige davon ab sich bei der Tafel anzustellen. Bei Foodsharing wird normalerweise durch unbeaufsichtigte Verteiler verteilt, das sind oft Fahrräder mit Kisten drauf oder Regale in Einrichtungen wie der Alten Feuerwache im Agnesviertel. Das Problem dieser Verteiler ist, dass es immer wieder Auseinandersetzungen um die besten Waren gibt. Ausserdem passiert es immer wieder, dass ein Verteiler von wenigen Personen quasi geplündert wird. Ich wage zu bezweifeln, dass diese im Übermass mitgenommen Lebensmittel auch vor Verderb konsumiert werden. Deshalb habe ich im Februar 2015 Frau Esche an der Thomaskirche angesprochen und gefragt, ob sie und ihre Helfer gerne eine regelmässige Verteilung vor allem von Backwaren ausrichten wollen. Diese Verteilungen finden jetzt seit 5 Jahren jede Woche ab 10.00 h statt und es gibt dort auch ein Frühstück mit geretteten Backwaren. Bis Anfang letzten Jahres habe ich dort noch mitgeholfen. Seit Juni 2019 habe ich mit einem neuen Team von überwiegend berufstätigen Menschen eine 14-tägige Verteilung an der Herz-Jesu-Kirche am Zülpicher Platz ins Leben gerufen.
Fairteilung in der Herz-Jesu-Kirche
Fairteilung in der Herz-Jesu-Kirche
Dort werden neben Backwaren auch im großen Stil Obst, Gemüse und Kühlwaren verteilt. Auch dort kommen zwischen 60 und 120 Menschen zur Verteilung. Wie ist die Resonanz der Geschäfte auf das Projekt? Wie beschrieben ist die Resonanz sehr positiv, zum einen von der Zahl der Menschen, die dort Lebensmittel abholen, zum anderen auch von den sehr positiven Rückmeldungen zu der Art der Verteilung. Wir schauen immer, dass auch die letzten in der Schlange noch reichlich Lebensmittel bekommen. Wie könnte man das Projekt unterstützen? Da wir inzwischen reichlich Helfer sind haben wir keinen Bedarf an Helfern. Allerdings sind wir als Verein: ‚Food For Future Köln‘ in Gründung. Wenn das in 2-3 Wochen abgeschlossen ist, freuen wir uns sehr über Spenden. Mit welchen Schwierigkeiten kämpft solch ein Vorhaben? Das Hauptproblem ist es Räumlichkeiten zu finden. Im Agnesviertel ist uns das nicht gelungen. Weder die Alte Feuerwache, noch die Agneskirche und andere Kirchen im Umkreis haben Räume für uns. Was ich sehr bedauerlich finde und auch nicht ganz nachvollziehen kann. Interessieren sich auch andere Städte/ andere Stadtteile für die Aktion? Die Einzigen, die sich bisher gemeldet haben waren eben die Mitarbeiter der Herz-Jesu-Kirche. Dabei habe ich im Januar 2019 vor allen Vertretern der katholischen Innenstadtkirchen einen Vortrag zu dem Thema gehalten. Wo siehst Du das Projekt in 5 Jahren? Mein größter Wunsch ist es, dass wir bei ausreichenden Spenden in 5 Jahren regelmäßige Backwaren- rettungen organisieren können. Während der Lebensmitteleinzelhandel nur 0,5% vom Umsatz quasi als Verlust oder Überschuss hat, sind es bei Bäckereiketten bis zu 30%. Von 4,5 Millionen Tonnen Backwaren in 2017 wurden 1,7 Millionen Tonnen weggeworfen. Das darf auf keinen Fall so bleiben, finde ich. Vielen Dank für das Interview, Christian. Wer noch mehr über Lebensmittelretter Christian Horsters erfahren möchte, kann dafür gerne seine Homepage besuchen oder hier ein weiteres Interview lesen. Wer sich gerne intensiver mit dem Thema Lebensmittelrettung beschäftigen möchte, dem sei beispielsweise die Initiative Foodsharing empfohlen. Es gibt aber noch zahlreiche andere Initiativen und Vereine, die sich diesem wichtigen Thema verschrieben haben. Man kann aber auch für sich und im „Kleinen“ anfangen, Lebensmittel zu retten und etwas gegen Verschwendung zu tun. Beispielsweise über die App Too Good To Go. Oder einen Einkauf bei Läden wie The Good Food aus Köln. Alle Bilder von Christian Horsters