Es kommt vermutlich für den einen oder anderen überraschend, aber: Weihnachten steht vor der Tür. Was für Eltern heisst: ein mehr als stressiger Dezember mit Geschenkemarathon, nur unterbrochen von Weihnachtsfeiern (Arbeit, Krabbelgruppe, Kindergarten, wahllos zusammengewürfelte Menschen), Nikolaustag oder dann doch wieder kranken Kindern. Und jedes Jahr die Frage, was man dem geliebten Nachwuchs wohl sinnvolles schenken kann. Nützlich soll es sein, etwas lernen sollen sie im Bestfall auch und es darf natürlich nicht zu teuer sein. Wenn es dann noch auf dem üppigen Wunschzettel platziert wurde: alles richtig gemacht. Was auch immer wieder gerne auf den Gabentisch kommt: Brettspiele. Okay, es gibt Menschen, denen gehen Gesellschaftsspiele völlig ab. Ich als Berufsklugscheißer spiele am liebsten Quizspiele. Bei den meisten Brettspielen kann man davon ausgehen, dass zumindest irgendein möglicher Lerneffekt für die Kinder eingebaut ist. Und seien es nur die grundsätzlichen Regeln und der Umgang mit Niederlagen. Folgt man den Herstellern, weisen diese eigentlich auch jedes noch so dümmliche Spiel als Lernfortschritt für die Kleinen aus. Und es mag ja sein, dass der Umgang mit den (hoffentlich) eigenen Exkrementen erstmal gelernt werden muss. Und ganz generell bin ich auch großer Fan solchen Humors. Aber ob daraus zwingend ein Gesellschaftsspiel kreiert werden sollte, muss ich doch zumindest frag- bis merkwürdig finden. Wie dem auch sei. Ende der langen Einleitung. Falls jemand auf den letzten Drücker (haha!) ein im wörtlichsten Sinne beschissenes Weihnachtsgeschenk – nicht getestet! – braucht, hier unsere ultimative Rangliste der Top 9 Scheiss-Geschenke:

1. Schweine-Schwarte

Sozusagen die Vorstufe. Essen nämlich. Um hier das Tabu-Thema Darmverschluss spielerisch aufzubereiten dürfen die Spieler ein Schwein füttern, bis es platzt. So einfach, so gut, so nah an der tatsächlichen Schweinehaltung. Außerdem gut geeignet für Fans der Todsünde Maßlosigkeit
Spiel Schweine Schwarte
Hungrig, kleiner Freund?

2. Poopsie, das Einhorn.

Okay, Einhörner. Steht ja jeder drauf. Dieses hier – „dein neuer Einhornfreund“ – wird allerdings inklusive Töpfchen (nein, keine Einhornpflanze) geliefert. Das Prinzip: der Einhornfreund entleert sich nach Fütterung ins Töpfchen und, ich zitiere, „macht eine kleine Überraschung! Und zwar Einhorn- Häufchen zum Sammeln“.
Poopsie Einhorn
Dein schleim-kackender Einhornfreund
Im Detail: Einhorn kackt Schleim, daraus entsteht („add Magic!“) die genannte Überraschung. Damit ist eigentlich alles gesagt. Wer noch mehr wissen muss, kann sich dieses Video hier reinziehen: https://www.youtube.com/watch?v=kEXH9tF1Yis Das einzig Beruhigende an diesem mit 50 Euro nicht gerade erschwinglichen Produkt: wem der ganze Fäkalkram zu – nunja – fäkal ist, der kann dem Vieh auch einfach stundenlang die Haare bürsten. Die Menschen bei Poopsie (ich würde so gerne mal eine Visitenkarte von denen sehen) sind natürlich nicht blöd und haben gleich auch passende Badebomben dazu entwickelt.
Badebomben Einhorn Poopsie
Badegefühl: beschissen!
Passt ja grundsätzlich zum Thema, sich hinterher sauber zu machen.

3. Kacka-Alarm

Ja, das heisst wirklich so. Das Grundprinzip dieses „Gesellschaftsspiels“ ist denkbar einfach: irgendwann fliegt Mister Kacka – ja, der heisst wirklich so und sieht Hanky, dem Weihnachtskot aus South Park höchst ähnlich – aus der Toilette. Derjenige, der ihn als erstes auffängt, hat die Runde gewonnen und erhält zwei Chips. So geht das weiter, bis alle Chips verteilt sind.
Kacka Alarm Spiel
Berufswunsch: Gaswasserscheisse?
Kacka-Alarm wird natürlich mit Plastik-Toilette und Pümpel geliefert. Und ist „das perfekte Partyspiel für Kinder“. Bei mir hinterlässt dieses Spiel so viele Fragen: Wie und vor allem bei welcher Tätigkeit kommt jemand auf eine solche Idee? Hat der Entwickler eine Wette verloren? Oder einfach nur eines Tages seine eigene Kacke aufgefangen? Und wenn ja: wie geht das? Ist auch eine Erweiterung mit „Mister Dünschiss“ geplant? So, so viele Fragen.

4. Ach du Kacke

Ich bin dafür, mehr Ausrufe zu Spielen zu machen. Ich freue mich schon auf „Verdammte Scheiße“ und die regionalen Varianten „Kruzifixnochamol“ und „Wat en Driss“. Story des Spiels: die Spieler dürfen nicht in die Hundehaufen treten.
Ach du Kacke Spiel
Der Name ist Programm!
Nah an der Realität, also. Um dafür nicht das Haus verlassen oder sich einen Hund zulegen zu müssen, wird freundlicherweise alles mitgeliefert: ein Gassiweg und Hundehaufen, die man aus Knete sogar noch selbst formen darf. So lassen sich vermutlich auch verschiedene Schwierigkeitsgrade generieren. Und damit es nicht ganz so einfach ist, werden natürlich die Augen verbunden. Wenn man es als Training für den Spaziergang in der Großstadt sieht, sicher ein sehr lehrreiches Spiel.

5. Mr. Pups

Fair enough: wenn es Mr. Kacka gibt, muss es auch Mr. Pups geben. „Kunden, die Pups kauften, kauften auch Kacka“. Ist ja auch im wirklichen Leben nah beieinander. Leider nicht vom gleichen Hersteller. Vermutlich hat sich Mattel gedacht, sie könnten den Fäkalien-Spiele-Markt ja nicht allein Hasbro überlassen.
Mister Pups Spiel
Ja, drück mich!
Warum es nötig ist, das gute, alte Furzkissen mit einer Elektronik zu versehen, es zwingend mit dem ziehen von Karten und so einer unnötigen Verlängerung des „Spiels“ zu verbinden, erschließt sich mir nicht. Aber hey: für die Abwechslung wurden noch Retour- und Aussetzen-Karten ins Spiel eingebaut. Also dann doch lieber den Klassiker:
Furzkissen
oldschool Furzkissen

6. Paulchen Pups

Wir hatten schon: Fäkalien aus Toiletten fangen, Hundekacke und Blähungen auf Knopfdruck. Die nächste Stufe ist logisch: Ein furzender und (irgendwann) kackender Hund. Viel mehr muss man vermutlich auch nicht darüber verlieren. Außer, dass derjenige gewinnt, der die meiste Hundekacke aufsammelt.
Paulchen Pups Spiel
Sitz, Paulchen! Platz Paulchen! Kack, Paulchen!
Okay, so kann man die Kinder evtl auf ein Ehrenamt oder den späteren Berufsweg vorbereiten. Hier lernt man doch tatsächlich einen Dienst an der Gesellschaft zu verrichten, statt nur um die Hundehaufen herumzulaufen. Das ist doch Pädagogik vom Allerfeinsten.

7. Scheiß Drauf

Wo bei Paulchen Pups noch etwas um den heißen Brei herumgeirrt wird, hauen die Macher von Noris Spiele gleich richtig auf die Kacke und sagen wie es ist: Scheiß drauf. Darauf werden viele gewartet haben: endlich gibt es die eigene Einstellung zum Leben als Gesellschaftsspiel. Leider nicht ganz: es geht darum, dass die Reihenfolge kacken, abwischen, Hände waschen in der Hektik nicht so leicht zu merken ist.
Scheiss drauf Spiel
Das braucht nun wirklich keine Beschreibung mehr.
Moment: ist der Toilettengang nicht eigentlich das nahezu letzte menschliche Refugium an Ruhe und Anonymität, was uns noch geblieben ist? Fernab jeder Hektik (das gibt doch bekanntlich Hämorrhoiden) in Ruhe kacken ist wohl vorbei. Okay, sobald man Kinder hat, ist das ohnehin so. Das Spielprinzip von „Scheiß drauf“ ist allerdings nicht wirklich ersichtlich. Man muss die Karten der zu verrichtenden Aktivitäten in die richtige Reihenfolge bringen. Und das im möglichst kurzer Zeit. Der langsamste muss sich dann einen Kackhaufen aufsetzen. Vielleicht erläutert dieses Video das Spiel besser als ich: Großer Trost: die Anzahl der mitgelieferten Aufsetzen-Haufen (5 für 4 Spieler) impliziert, dass „Scheiß drauf“ nach einer Runde beendet ist. Es sei denn, man hat eine wirklich gut funktionierende Darmflora und steigt gleich in die nächste Runde ein.

8. Pull my finger

Dabei kann es doch so einfach sein: die – zugegebenermaßen recht eklige – Sitte, sich am Finger ziehen zu lassen um seine Flatulenzen loszuwerden, wird mit einem Affenarsch (musste sein) samt -Finger und einem Bananenrad (echt jetzt? statt Würfel, ruck zuck zu einem Gesellschaftsspiel für zwei oder mehr Spieler, für das man mehr als 20 Euro verlangen darf.
Pull my finger Spiel
Muss ich wirklich?
„Irrsinnig witzig“ titelt der Hersteller. Zumindest das erste Wort unterschreibe ich. Die Käufer scheinen auch nicht überzeugt. Mal platzt der Po, mal ist der Pups zu leise.
Pull my Finger Spiel Bewertungen Amazon
Po geplatzt, was nun?
Dann doch wie früher lieber dem wunderlichen Onkel am Finger ziehen. Man muss bei diesen 7 Kostbarkeiten allerdings fairerweise konstatieren, dass ein Einsatz als Trinkspiel für Erwachsene durchaus Potential mit sich bringen könnte. Vermutlich sind sie auch genau so und hoffentlich nicht auf Toilette entstanden. Wer aber auch ohne (viel) Alkohol den Fäkalbereich bedenkenlos ironisieren kann, dem sei dies empfohlen:

9. Das Scheiße Quartett

Klassisches Quartettspiel in dem 32 Varianten von Fäkalien gegeneinander antreten. In den Kategorien Größe/Menge, Anzahl Abwischen, Stinkfaktor, Wahrscheinlichkeit, Zeitaufwand, Schmerzfaktor, Spülbarkeit und zu Guten Schluss dem künstlerischen Aspekt.
Das Scheisse Quartett Spiel
Einfach Scheiße!
Keine weiteren Fragen. Es sollte allerdings wohlüberlebt sein, wer sich für dieses Weihnachtsgeschenk eignet. Kinder fallen hier definitiv raus, unterhält man sich doch ohnehin viel zu oft mit ihnen über das, was im Klo gelandet ist, und will sich doch sicher nicht noch jedesmal 32 Karten zur genauen Analyse dazu nehmen. Andererseits wäre das vermutlich, gegenüber den ersten 8, die einzig realitätsnahe Variante, es ihnen „spielend näher zu bringen“.