Eltern (oder in meinem Fall Vater) sein, ist nicht immer die heile Welt und das entsprechende blabla vom Titelblatt der üblichen Magazine. Einiges geht einem auch gehörig auf den Zeiger. Man darf auch mal was scheiße finden. Sollte man sogar.
Zum Beispiel richtig nervig: die bucklige Verwandtschaft. Okay, ich will nicht übertreiben: natürlich bin in in höchstem Maße dankbar, wenn die Großeltern des Nachwuchses (lies: die eigenen oder die Schwiegereltern) in Notfällen (Kino, Konzert, wüste Party) einspringen und die Kinderbetreuung – auch sehr kurzfristig -übernehmen. Oder dafür, dass man die Kinder mal ein paar Tage zu Oma und Opa schicken kann.
Trotzdem: das hat durchaus seine Tücken:
Ab ca. einem drittel der Gehirnentwicklung von Kleinkindern scheint sich bei den Zwergen schon klar gemacht zu haben, dass man bei Oma und Opa mehr darf. Länger aufbleiben, „besseres“ Essen („ich weiß nicht, was ihr macht, bei uns essen die Kinder alles“), mehr Spielzeit und sonst verbotene -möglichkeiten und -zeug. Je nachdem wie lange man die Kinder mit den Greisen alleine lässt, kann das – insbesondere beim Essen – schnell mal böse enden:
Was bei Besuch in den eigenen Räumlichkeiten hinzu kommt: auch wenn es nahe Verwandte sind: man hat jemand in der Wohnung, der da eigentlich nicht hingehört. Das kann natürlich vielerlei Auswüchse bedeuten. Ganz grob zusammengefasst, sind mir bisher folgende Typen an Großeltern aufgefallen. Natürlich rein fiktiv und Ähnlichkeiten mit tatsächlich Verwandten sind rein zufällig: der/die Umsorgende: „lass mal, ich kümmere mich um alles“ Was wie ein Lottogewinn samt Flasche Wein auf der Couch klingt, lässt durchaus die eine oder andere Alarmglocke klingeln. Spätestens wenn man seine Unterhosen in der Besteckschublade wiederfindet oder sich Opa/Oma von den Kindern zum spontanen Möbelrücken im Kinderzimmer einladen lässt. Kurz: nach Abreise ist nichts, aber auch gar nichts mehr an seinem angestammten Platz und man braucht mindestens 2 Tage um wieder alles an Ort und Stelle zurückzuorganisieren. Vom Verhalten der Kinder ganz zu schweigen, die plötzlich nicht mehr alleine spielen können und in deinem Bett schlafen wollen. Jedes. der/die ewige Erziehungsberechtigte: Manche Großeltern sind ja gleichzeitig auch Eltern. Meist zumindest von 50% der Erwachsenen, die in einer Wohnung zusammenleben. Und wiederum manche können genau da nicht aus ihrer Haut und geben gerne umfangreiche Tipps zu Haushalt, Kindererziehung oder der Menge an Alkohol, die man in sich rein schüttet um den Besuch zu überstehen. Gerne gehört: „Was? Das willst du den Kindern zu essen geben? Bei uns gab es früher jeden Tag Kohlrabi und das hat allen geschmeckt.“ „Bist du sicher, dass die Kinder heute raus gehen sollen? Es sind 25 grad, die frieren doch so schnell. Nimm eine Mütze mit. Auch für dich!“ „Weingläser gehören nicht in die Spülmaschine. Und so wie du die spülst werden die auch nicht sauber“ „ich habe mir mal dein Ablagesystem angeschaut. Unter aller Sau.“ „Das durftet ihr als Kinder aber nicht“ bzw „das habt ihr als Kinder auch immer gemacht“ Je nach Laune und Länge der persönlichen Zündschnur fallen dann auch die eigenen Antworten aus. Aber Vorsicht. Das kann schnell nach hinten losgehen. -der/die „macht wie ihr meint, wir aber auch“-Typ: das ist weniger als Bestätigung in die eigene Fähigkeit Kinder groß zu ziehen gemeint als vielmehr eine konsequente Nichtbeachtung und Durcheinanderbringung von Dingen. Beispielsweise die poltender Anreise während des – danach selbstverständlich beendeten -Mittagsschlaf, die immer größer werdende Sitzkuhle in der Couch aufgrund aukter Bewegungsarmut, die mit diabloischem Grinsen übergebenen, unnötig lärmenden, Platz verschwendenen Spielsachen, der Dackelblick, wenn es nicht für ein Kaffeekränzchen samt Schichttorte gereicht hat, respektive das „jetzt müssen wir aber los“, wobei das letzte Wort aus dem Hausflur hallt, wenn man doch mal für alle gekocht hat. der alte Mensch: machen wir uns nichts vor: Großeltern sind in der Regel eines: alt. Und das bringt neben der dazugehörigen Tattrigkeit und fortschreitenden Demenz in Sachen Besuch bei den Enkeln Schwierigkeiten mit sich. Manche sind glücklicherweise so weitsichtig, dass sich in punkto Kinder-Interaktion auf das gute alte „Dutzi Dutzi“ beschränkt wird. Dieser Typ tritt oft in Kombination mit dem vorherigen auf. Siehe Sitzkuhle. Oder aber leiden an maßloser Selbstüberschätzung des eigenen Körpers. Was bei „kannst du das lauter sagen, der Opa hört nicht so gut“ anfängt kann schnell in einem Versicherungsfall enden, weil Kind 1 Opa mal wieder auf den Rücken gesprungen ist, ohne dabei an die genagelte Hüfte zu denken. Ruckzuck hat man einen Patienten mehr in der Wohnung.