Und wieder ist der Zwölfte- und wieder sind wir dabei, wie auch alle anderen hier. Heute bitte ich euch allerdings etwas: Bitte lest doch bis zum Schluß, denn da möchte ich euch drei Herren vorstellen, die ein wenig Mut machen sollen, dass man sich auch mal „dagegen“ stellen muss. ### Ich weiss, eigentlich können wir jetzt damit brechen ein monatliches Kinderfoto zu veröffentlichen, denn das erste Lebensjahr ist vorbei. Aber von manchen Traditionen komme ich einfach nicht los…
Eins und Drei (13 Monate)
Der kleine Augustjunge besucht heute ohne uns den Zoo. Ich liefere ihn deshalb sehr pünktlich bei der Betreuung ab und finde auf dem Rückweg tatsächlich eine Walnuss. Es wird Herbst, mitten in Köln. Da wir später eine Kinderarztuntersuchung haben, bringen wir den großen Jungen erst gar nicht in den Kindergarten. Zur Unterhaltung spielen Vater und Sohn eine Runde Memory und ich höre sehr häufig: „Immer nur zwei Kärtchen umdrehen, mein Freund!“ Ah, unser neustes Familienmitglied ist fast fertig geschlüpft: Dann freuen wir uns gemeinsam über die portugiesische Karte an die Jungs, die statt eines Textes ein gezeichnetes Bild enthält. Genial! So kann sie auch von den Jungs gelesen werden. Ich wünschte, ich hätte solch ein Talent… Nun ist es an der Zeit zum Kinderarzt zu gehen. Hier die Praxisregeln: Eigentlich ist es im Wartezimmer ja immer eher langweilig. Aber hier haben auch die Erwachsenen was zu tun: Na, wo ist der Wookiee denn nun? Heute bleibt die Küche kalt und Mittagessen gibt es am Büdchen. Das Kind ist wahnsinnig fasziniert: Potzblitz, die haben ja einen riesigen Pfannenwender! Hier gibt es sowieso einiges zu entdecken: Trotz harter Nacht verzichtet der Große leider mal wieder auf seinen Mittagsschlaf (wir somit ebenfalls) und möchte stattdessen lieber Verstecken spielen: Dann baut der Junge die Sojus von Astro Alex: Später gehen wir (im T- Shirt!) einkaufen und stellen fest: Es weihnachtet! Muss das so?! Auf dem Rückweg verliebe ich mich ein wenig in diese kleinen, runden Knopfaugen: So… Zwar haben wir längst mehr als zwölf Bilder, aber heute ist mir das egal. In schwierigen Zeiten kann sollte man auch mal politisch werden. Und so ziehe ich fotografierend los, um euch drei Kölner vorzustellen, die mich sehr beeindruckt haben: Nikolaus Groß, Dr. Otto Müller und Bernhard Letterhaus. Nikolaus Groß, ein Gewerkschaftler, war führend in der katholischen Arbeiterbewegung und fiel als Widerstandskämpfer dem NS- Regime zum Opfer. Er wurde inhaftiert, da er mit dem Attentat am 20. Juli  1944 in Zusammenhang gebracht wurde. Allerdings stimmt das so nicht: Mit dem Attentat selbst hatte er nämlich überhaupt nichts zu tun! Er hinterließ sieben Kinder und seinen mehr als rührenden Abschiedsbrief an seine Tochter, der in der Agneskirche in Köln ausgestellt ist. Geht unbedingt mal hin und schaut ihn euch an! Inzwischen wurde er von der Katholischen Kirche selig gesprochen. Dr. Otto Müller setzte sich gegen die Zerstörung christlicher Gewerkschaften im Nationalsozialismus zur Wehr. Auch er wurde in Zusammenhang mit dem Attentat gebracht, da er Kontakt zu Carl Goerdeler pflegte und wurde dafür von der Gestapo verhaftet und inhaftiert. Er verstarb 1945 im Polizeikrankenhaus Plötzensee. Bernhard Letterhaus war Träger des Eisernen Kreuzes im 1. Weltkrieg, in dem er stark verletzt wurde und rief schon 1931 zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus auf. Er lehnte öffentlich das Ermächtigungsgesetz ab und stellte seinen befreundeten Widerstandskämpfern seine Wohnung für heimliche Treffen zur Verfügung. Auch er wurde für das Attentat inhaftiert, zum Tode verurteilt und schließlich 1944 in Plötzensee erhängt. Alles über die Stolpersteine findet ihr hier.