Endlich wieder 5 Fragen an. Dieses Mal dürfen wir die Berufsmusikerin Sarah begrüßen, die sehr geduldig all´ unsere Fragen beantwortet hat. Herzlich willkommen! Stell dich doch bitte einmal kurz vor: Hallo, mein Name ist Sarah Hansen und ich lebe mit meinem Mann und meinem kleinen Sohn in Köln. Geboren bin ich in Ostwestfalen, bin dann zum Studium an der Hochschule für Musik und Tanz hier nach Köln gekommen und habe mich direkt in diese wundervolle kleine Großstadt verliebt und bin einfach hiergeblieben. Studiert habe ich Musik auf Lehramt für Gymnasien und Gesamtschulen im Staatsexamen und Elementare Musikpädagogik mit Schwerpunkt Klavier auf Diplom. Schon während des Studiums wurde mir aber klar, dass der Unterricht in der Schule nicht unbedingt das Arbeitsfeld ist, in dem ich mich betätigen möchte und habe dann kurz angefangen zu promovieren. Aber auch der Schreibtisch und ich sind keine engen Freunde geworden, deshalb mache ich jetzt letztendlich das, womit ich mich schon zu Schulzeiten und auch im Studium finanziert habe. Ich gebe Klavierunterricht. Und das mache ich wahnsinnig gerne! Das Diplom in Elementarer Musikpädagogik befähigt mich auch Eltern-Kind-Gruppen und Musikalische Früherziehung und ähnliches zu unterrichten, da reichen mir aber ein bis zwei Gruppen pro Woche. Aber im Moment ruht das alles, ich befinde mich nämlich in Elternzeit. Du hast deine Staatexamensarbeit über Babykonzerte geschrieben. Möchtest du uns dazu etwas erzählen? Gerne. Als ich 2011 meine Staatsexamensarbeit geschrieben habe, gab es zwar schon Babykonzerte aber praktisch keine (Fach-) Literatur darüber. Also habe ich aus meinen Erfahrungen mit Eltern-Kind-Gruppen Kriterien abgeleitet, die ein gelungenes Babykonzert ausmachen könnten und das dann in Konzerten in Köln und Düsseldorf überprüft. Diese Erkenntnisse sind natürlich vor allem für Künstler und Veranstalter von Babykonzerten interessant, aber einen ganz großen Tipp kann ich auch an Eltern weitergeben, die solch ein Konzert mit ihrem Baby besuchen: Seid konzentriert bei der Sache, hört gut zu, vertieft euch selbst in das Konzert und die Vorgänge auf der Bühne. Euer Baby macht es euch nach. Das war tatsächlich eine Beobachtung, die in allen Konzerten ins Auge sprang. Du gibst gerne Klavierunterricht. Ab wann ist es sinnvoll mit frühkindlicher Musikerziehung zu beginnen und wie kann die aussehen? Am besten sofort! Und das beginnt damit, dass man für das Kind singt. Auch, wenn die Eltern als Kinder gesagt bekommen haben, sie könnten nicht singen oder ähnliches. Immer einfach drauf los! Die Babys lieben die Stimmen ihrer Eltern, da sie diese ja schon im Mutterleib gehört haben und wiedererkennen. Wer sich unsicher fühlt darf auch pfeifen oder anderweitig tönen. Wenn Musik aus dem Lautsprecher gehört wird, lohnt es sich, die Kinder schon früh mit vielfältiger Musik bekannt zu machen, von ‚klassischer Musik‘ über Jazz bis hin zu jeder Form von Popmusik. Wichtig ist, dass die Bezugsperson die Musik, die läuft auch gerne hören! Beschallt eure Kinder nicht mit Mozart, wenn ihr das nicht mögt! Das spüren die Babys sofort. Die Kurse, die für Babys mit ihren Bezugspersonen angeboten werden, sind leider in der Qualität sehr unterschiedlich und nicht jede*r hat das Rüstzeug zu erkennen, ob hier „guter“ Unterricht stattfindet. Erkundigt euch nach den Qualifikationen der Lehrenden (es gibt dreiwöchige Fortbildungen oder eben komplette Studiengänge, die zum Unterrichten solcher Kurse qualifizieren!) und folgt dann einfach eurem Bauchgefühl und achtet auf die Reaktionen der Kinder: Fühlt ihr euch wohl und verfolgen die Kinder mit wachen Augen das Geschehen, seid ihr gut aufgehoben. Weiter geht es dann mit Musikalischer Früherziehung ab etwa 3 Jahren, die ohne Bezugspersonen stattfindet. Der Zeitpunkt, wann man mit einem Instrument beginnen kann, ist von Instrument zu Instrument und auch von Kind zu Kind verschieden, meist aber ab 5 oder 6 Jahren möglich. Ich hatte als Kind Musikunterricht bei einem sehr strengen Musiklehrer, vor dem ich richtig Angst hatte! Sieht der Musikunterricht heute anders aus und ist die Blockflöte heute noch in den Schulen anzutreffen? Oje, das sind leider Sätze, die ich sehr oft von Schülereltern höre. Unterricht bedeutet natürlich, dass es jemanden gibt, der etwas vermittelt und jemanden, der von ihr oder ihm lernt. So weit, so klar. WIE genau das dann passiert, ist hochgradig abhängig von den beiden Menschen, die sich im Unterrichtsraum befinden und natürlich auch von wachsenden Erkenntnissen über Lehren und Lernen. Im Großen und Ganzen würde ich sagen, dass der heutige Musikunterricht kindgerechter abläuft, als auch zum Beispiel mein eigener Unterricht als Kind. Es wird weniger ‚vermittelt‘ und mehr gemeinsam entdeckt und erfahren. Letztendlich gehört aber zu jedem guten Instrumentalunterricht auch konzentriertes Arbeiten und auch das regelmäßige häusliche Üben. Wichtig ist aber, immer wieder zu hinterfragen, ob Kind und Lehrkraft gut „zusammenpassen“. Nicht jede Kombination ist ertragreich, auch wenn es sich um eine*n sehr gute*n Lehrer*in handelt! Haben sich aber zwei gefunden, die sich mögen und respektieren, können daraus über den Unterricht hinaus richtige Freundschaften entstehen. Zu zwei meiner Klavierlehrerinnen pflege ich noch immer regen Kontakt und auch einige meiner ehemaligen Schülerinnen und Schüler lassen auch nach Jahren immer noch von sich hören! Die Blockflöte ist, wenn sie schön musiziert wird, ein wunderschönes Instrument. Aber eben nur eins von vielen. Einem Kind, das sich vom Klang des Cellos, Klaviers, Harfe, Gitarre, Klarinette oder Trompete angezogen fühlt oder von Schlagzeugen fasziniert ist, eine Blockflöte in die Hand zu drücken ist widersinnig und überhaupt nicht zielführend. Die meisten Instrumente kann man ab 5-6 Jahren erlernen, einige sogar schon eher. In den Musikschulen gibt es oft ‚Instrumentenkarussels‘ oder die Möglichkeit zu Probestunden und da findet man sicher ein Instrument was zum Kind passt und nachhaltig Freude bringt. Wie sieht denn so ein üblicher Tagesablauf einer Musikpädagogin aus? Da wir (abgesehen von Gruppen in Kitas) erst mittags anfangen können zu unterrichten, wenn die Kinder aus der Schule kommen, beginnt der Tag eigentlich mit dem Feierabend. Ab und zu verabrede ich mich zum Frühstück mit anderen Kolleginnen und Kollegen, die auch vormittags ihre freie Zeit haben. Meist wird dann aber doch Unterrichtsvorbereitung oder Organisation gemacht. Zwischen etwa 14 und 21 Uhr findet dann der Unterricht in der Musikschule statt. Der Unterricht fordert sehr viel Konzentration und Aufmerksamkeit ein und deshalb wird nach dem Nach-Hause-Fahren eigentlich nur noch zu Abend gegessen und geschlafen. Und nun unsere letzte Frage: Wo siehst du dich und deine Arbeit in Zukunft? Ich denke, der Wunsch Musik zu machen, ist in vielen Menschen angelegt, deshalb wird es mir hoffentlich an Schülern auch in Zukunft nicht mangeln. Schwierig gestaltet sich die Entwicklung der Allgemeinbildenden Schulen, die mehr und mehr den Nachmittag blockieren. Da müssen wir immer wieder neue Konzepte erarbeiten, die es den Schülern ermöglichen trotzdem ein Instrument zu lernen. Liebe Sarah, vielen Dank für deine aufschlußreichen Antworten. So eine Musikunterricht hätte ich mir als Kind auch gewünscht. Wir werden unsere Jungs ganz sicher zu dir schicken!  Wer nun ebenfalls Interesse an Musikunterricht in Köln hat, darf sich gerne hier melden: Sarah.Hansen.Koeln@gmail.com. Weitere neugierige Interviews findet ihr hier.