Wer uns schon länger verfolgt, der weiss, dass es anfangs gar nicht so leicht für mich war das Kind abzugeben, um wieder arbeiten gehen zu können. Nach fast drei Monaten „Work, work, work“ ist es heute Zeit für ein Fazit:

Schreibtisch mit Büchern und Tastatur, Stiften und Blättern
Viele schlaflose Nächte hatte ich vor meinem Arbeitsbeginn und wenn mich jemand kurz vorher im Dezember gefragt hätte, hätte ich am liebsten sofort abgesagt. Aber nach mehrfachem Durchrechnen aller Kosten war klar: Das wird nicht nur ein Zeitvertreib – Wir haben das zusätzliche Geld auch richtig nötig!
Nachdem das Kind also vollständig bei der Tagesmutter eingewöhnt war (und ich mal wieder etwas mehr Zeit für mich selbst hatte) war zu Jahresbeginn Stichtag, um wieder zurück „ins normale Leben“ zu finden. Der Zeitpunkt war allerdings eher schlecht gewählt, denn fiese Ersttrimesterbeschwerden plagten mich, so schlimm, dass mein Frauenarzt vorschlug mich krank zu schreiben. Stolz wie ich nunmal bin, verzichtete ich darauf, nahm alle angebotenen Erleichterungen (Akupunktur, Armbänder, Zitronen und auch Tabletten für den Notfall) wahr und schleppte mich auf die Arbeit.
Tatsächlich ist mir der erste Tag leichter gefallen als ich mir vorher ausgemalt hatte, denn ich wurde richtig herzlich begrüßt: Schon seit Dezember schrieben mir einige Kollege persönliche Nachrichten, dass sie sich sehr auf mich freuen und am ersten Arbeitstag wurde ich liebevoll umarmt und geherzt und meine alte Kaffeetasse stand auch schon bereit.
Selbst meine Panik davor alles vergessen zu haben war unnötig: Trotz Schwangerschafts- und Stilldemenz ist da oben doch deutlich mehr gespeichert als befürchtet! Für meinen Kurs musste ich zwar wieder meinen alten Ordner durcharbeiten, aber die Kursteilnehmer waren wahnsinnig nett und so machte die Arbeit richtig Freude – und ich fühlte mich gleichzeitig wieder etwas mehr bestätigt.
Ich möchte hier nicht sagen, dass man zuhause als Mama keine Bestätigung erhält und etwas vermisst (oder einem langweilig wird), aber es ist eben doch sehr toll, wenn einem auch mal fremde Menschen mitteilen, dass man ihnen helfen konnte und es ihnen deshalb nun etwas besser geht.
Und ja, wenn man dann am Ende des Monats auf sein Konto schaut und endlich wieder einen richtigen Gehaltseingang sieht, motiviert das natürlich zusätzlich.
Leider ist nicht alles bunt und es ist schon auch stressig so früh aufzustehen (auch nach einer harten Nacht mit einem kranken Kind), das Kind weinend abzugeben und pünktlich wieder einzusammeln oder sich auch mal über etwas zu ärgern, aber auch wenn mein Weg zurück ins Berufsleben zunächst nur von überschaubarer Dauer sein wird (Liebe), hat es gut getan zu merken, dass man auch noch andere, besondere Dinge kann. Aber: Klar ist auch, dass er mir ganz oft ganz furchtbar fehlt und ich manchmal sehr darunter leide: War es ok sein Kind so früh „abzuschieben“? Braucht er seine Eltern nicht am allermeisten? Habe ich mich da vielleicht falsch entschieden? Früher war ein Kind doch auch die ersten drei Lebensjahre zuhause. Oder ist das veraltet? Natürlich gibt es da sehr oft große Selbstzweifel….Mein nächster Wiedereintritt ins Berufsleben wird hoffentlich nicht mehr so von Bauchschmerzen begleitet. Stattdessen werde ich versuchen, wieder etwas mehr auf mich selbst zu vertrauen – Zumindest habe ich mir das dieses Mal fest vorgenommen.
Ob es nun besser ist die ersten drei Jahre zuhause beim Kleinkind zu bleiben oder ob man (wie in meinem Fall) nach anderthalb Jahren wieder stundenweise in den Beruf einsteigt, kann ich also nicht sagen. Jede Familie (und der Arbeitgeber) muss da die richtige Rezeptur finden. Und wenn am Ende alle glücklich mit der Lösung sind, kann sie ja nicht ganz so falsch sein, oder?
Bild: Eigenes Bild