Morgen ist Wiegetag und ich bin motiviert eine Runde Laufen zu gehen. Das ist auch bitter nötig, denn ich habe in dieser Woche genau 100 Gramm abgenommen!

Ein eigenes Bild! Jawohl!


So beschließe ich am Sonntagmorgen in der Frühe die Schuhe anzuziehen und loszulaufen. Ich trage eine Bauchweg- Unterhose (sexy) und ein Top, damit nicht alles furchtbar schwabbelt, und Sportklamotten, die so eng sind, dass ich beim Anziehen die Luft anhalten muss. Ich rede mir ein, dass bestimmt jetzt der Sauerstoff am gehaltvollsten ist, aber in Wahrheit zieht es mich nur so früh vor die Türe, weil da weniger Leute unterwegs sind, die sich das Grauen ansehen können. 


Schon nach 2 Minuten gucke ich das erste Mal auf die Uhr und verfluche die Relativitätstheorie. Ich bekomme kaum Luft! So drossele ich das Tempo (haha!) und kann wieder etwas besser atmen. Ich werde von einem älteren Herren überholt, der laufen kann wie Asterix und einem vermutlich Fünftklässler, der mich gleich zweimal überläuft! Ja, ich gebe zu: Das ist nun wirklich peinlich und ich beschimpfe jedes Kilo!

Als ich an einen Mann mit Hund vorbeilaufe, halte ich kurz die Luft an, damit er mich nicht so laut stöhnen hört. Trotzdem dreht er sich bereits vorher um und ich muss an meine Mitschüler in der Grundschule denken, die immer „Deutsche Panzer rollen wieder“ gespielt und dabei eine etwas korpulentere Mitschülerin gemobbt haben. Ich laufe „locker“ an ihm vorbei und bemerke die Blicke in meinem Rücken. Ich  kann förmlich spüren wie er sich meinen hin- und- verwackelnden Hintern betrachtet. Es muss grausam sein.

Nach nicht enden wollenden, zähen dreizehn Minuten kann ich nicht mehr! Ich biege peinlich berührt in eine Seitenstraße ein, gehe ein paar Meter und schwitze. Kein Wunder, bei all den Schichten! Ich frage mich, wie lange ich wohl unterwegs sein muss, damit ich meine Würde vor Herrn Katz nicht völlig verliere. Also gehe ich noch etwas langsamer, um ein wenig Zeit zu schinden. Ich erblicke in einem Fenster eine kleine Familie, die gerade frühstückt. Kaffee! Was säße ich jetzt gerne vor diesem Brötchenkorb! 

Auf dem Heimweg lege ich einen „Endspurt“ ein und keuche mich an den Fenstern unserer  Nachbarn vorbei. Soll ruhig jeder hören, dass ich Sport gemacht habe! Jawohl! Ganze zweiundzwanzig Minuten!